Kurator*innen werden von foryouandyourcustomers gefördert. OnCurating unterstützt das Kunstengagement von foryouandyourcustomers mit Kurator*innen der ZHdK

OnCurating unterstützt das Kunstengagement von for you and your cus to mersmit Kurator*innen der ZHdK

Ronald Kolb (links im Bild) und Dorothee Richter. Die Köpfe hinter OnCurating und dem Postgraduate Programme Curating der ZHdK. 

Seit der Firmengründung vor zehn Jahren wird an den 14 Firmenstandorten von for​you​and​your​cus​tom​ers fortlaufend Kunst präsentiert; mit inzwischen 44 Ausstellungen prägt sie die Identität des Unternehmens grundlegend. Da for​you​and​your​cus​tom​ers mit neuen Standorten weltweit wächst, geht man dort im Kuratieren nun neue Wege – unterstützt durch eine Kooperation mit dem Postgraduate Programme in Curating der Hochschule der Künste in Zürich (ZHdK) und in enger Zusammenarbeit mit den Studenten von Prof. Dr. Dorothee Richter und Ronald Kolb. Im Gespräch mit Jonathan Möller erfahren wir, wie es zu dieser Kooperation kam und was aus dieser Zusammenarbeit entstehen kann.

foryouandyourcustomers unterstützt OnCurating und die ZHdK, im Gegenzug unterstützt ihr das Unternehmen, indem ihr aus eurem internationalen Studenten-Pool Kurator*innen für foryouandyourcustomers-Standorte wie Amsterdam oder Melbourne identifiziert. Überraschte euch diese Idee, mit der Jonathan damals auf euch zukam und was gab letztlich den Ausschlag, der Zusammenarbeit zuzustimmen?

Dorothee Richter:
Welch innovativen Moment Jonathan in unserem Studiengang sah und die Idee einer gegenseitigen Unterstützung überraschte, aber begeisterten uns auch schnell. Prinzipiell sind Kooperationen zwischen Unternehmen und Kunstschaffenden etwas Gängiges. Versicherungen oder Banken beschäftigen schon lange Kunstberater*innen, die meist in Personalunion als Kurator*innen arbeiten.

„Was an der Kooperation mit foryouandyourcustomers besonders ist, ist, dass wir darin die Möglichkeit sehen, junge Nachwuchskurator*innen durch ein wirkliches Zusammen-Arbeiten-und-Entwickeln im fachlichen wie auch menschlichen Bereich zu fördern und zu unterstützen.“

Dorothee Richter, Studienleiterin im Bereich Weiterbildung an der ZHdK.

Dort wird Kunst allerdings primär gesammelt und als Investment mit Wertsteigerungspotenzial gesehen. Was an der Kooperation mit foryouandyourcustomers besonders ist, ist, dass wir darin die Möglichkeit sehen, junge Nachwuchskurator*innen durch ein wirkliches Zusammen-Arbeiten-und-Entwickeln im fachlichen wie auch menschlichen Bereich zu fördern und zu unterstützen. Diese Facette finden Ronald und ich ganz brillant.

Ronald Kolb:
Und natürlich das spannende Firmenkonzept, das dahintersteht: Kunst ist an jedem Standort eingebettet in den Arbeitsalltag der Menschen, in Büros, die funktional bleiben müssen und nicht zu vergleichen sind mit Galerien oder Kunsthäusern und dennoch steht man der Kunst mit großer Offenheit gegenüber. Diese Aspekte zu berücksichtigen und mit Kunst zu verbinden, sich diese Räume in Zusammenarbeit mit den Künstler*innen und im Dialog mit foryouandyourcustomers zu erarbeiten und sie zu bespielen, ist für unsere Student*innen Chance und Herausforderung in einem. Insofern hat diese Zusammenarbeit etwas bislang Einmaliges für uns.

Jonathan Möller, du konntest den Lehrstuhl Curating also in kürzester Zeit von einer Zusammenarbeit überzeugen …

Jonathan Möller:
… und es ist wunderbar, was in den letzten Wochen am Entstehen ist. Mit Ana Vujic, Anna Konstantinova und Ella Kriwanek haben Dorothee und Ronald drei Kuratorinnen für die Standorte Amsterdam, Melbourne und Stuttgart ausgewählt; talentierte Absolventinnen und Absolventen, Studentinnen und Studenten des MAS Curating, die unseren Weg mit der Kunst und der Kunst mit uns durch ihr Engagement, ihre neuen Ideen und ihr breit gefächertes Wissen bereichern.

Für uns als stark wachsendes Unternehmen ist das ein wichtiger Baustein, um an allen Standorten anspruchsvolle, zeitgenössische Kunst präsentieren zu können. Kurator*innen sind, obwohl sie nicht so sichtbar sind wie die Künstler*innen, grundlegender als diese. Sie sind diejenigen, die die Künstler*innen identifizieren und die jeweilige Ausstellung gemeinsam mit ihnen gestalten. Momente schaffen. Räume schaffen, die überraschend sind und nicht von uns vorhersehbar gestaltet wurden. Deshalb ist diese Kooperation ein Glücksfall und ein spannendes Experiment für uns.

Der MAS Curating an der ZHdK ist aufgrund seiner Lehrmethodik oder vielmehr seiner Form der Wissensvermittlung schweizweit einzigartig und weltweit 

ein geschätzter und seit der Gründung 2005 sehr gefragter postgradualer Studiengang. Worin seht ihr dessen Alleinstellungsmerkmal?

Ronald Kolb:
Ein Kurator, eine Kuratorin wird oft noch immer als ein Gate Keeper verstanden, als eine Person, die den Daumen für einen Künstler hebt oder senkt, der entscheidet, wer in einer Ausstellung gesehen wird. Dieser hierarchische Moment wird den Kurator*innen selbst von vielen Künstler*innen zugeschrieben und mit diesem stereotypischen Image versuchen wir in unserem Studiengang zu brechen.

„Talentierte Absolventinnen und Absolventen, Studentinnen und Studenten des MAS Curating werden unseren Weg mit der Kunst und der Kunst mit uns durch ihr Engagement, ihre neuen Ideen und ihr breit gefächertes Wissen bereichern.“

Jonathan Möller, Gründer von foryouandyourcustomers.

Nach unserem Selbstverständnis ist zeitgenössisches Kuratieren keine One-Man-Show. Vielmehr schließt es den Austausch von Wissen, die Bereitschaft zur Kooperation zwischen Kurator*in, Künstler*in, der Institution, die ausstellt und den Ausstellungsbesucher*innen ein. Diese Vielschichtigkeit versuchen wir mit unserem Studiengang abzudecken und den Studierenden zu vermitteln.

Dorothee Richter:
Wir sind also an einer Zusammenarbeit interessiert. Wie Ronald sagt, an Kooperationen, an dem Moment, in dem jeder und jede einzelne unterschiedliche Wissensfelder und Kenntnisse beiträgt. Wir möchten Plattformen schaffen und zusammenarbeiten. Die spezifische Konstellation von Formaten und Arbeiten in einem jeweils bestimmten historischen Kontext ist für uns der Kern des Kuratierens. Man könnte auch sagen, dass das Kuratieren einer Filmproduktion gleicht, bei der es zwar unterschiedliche Akteurinnen und Akteure mit unterschiedlichen Rollen gibt, entscheidend über Erfolg und Misserfolg ist am Ende aber deren Zusammenspiel. Außerdem haben wir die internationalen Kooperationen sehr stark ausgebaut, wir haben beispielsweise im letzten Jahr mit der Bucharest Biennale und der Taipei Biennale zusammengearbeitet, mit dem Migros Museum und dem Tai Kwun Museum in Hong Kong, unser internationales Netzwerk ist sicherlich einmalig.

Ronald Kolb bei der Eröffnung von Small Projects for Coming Communities, Stuttgart, 2018.

Im Ergebnis hat es einfach eine andere Relevanz und Brisanz, mit einer/m ausgebildeten Kurator*in zu arbeiten. Kurator*innen haben ein breites theoretisches Wissen, das sich auch auf soziale und gesellschaftliche Fragen bezieht. Das unterscheidet unsere Student*innen von jemandem, der nicht von Grund auf aus diesem Metier stammt, sondern durch ein Netzwerk von Freundschaften oder Beziehungen in die Rolle eines Kurators, einer Kuratorin schlüpft. Unsere Student*innen hingegen haben noch mal ein größeres Hintergrundwissen, mehr Erfahrungen mit dem internationalen Kunstgeschehen, größere Informiertheit und ein tiefergehendes Wissen um die verschiedenen Kunstszenen angesammelt.

Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal des Studiengangs ist es, dass wir sehr eng mit dem OnCurating Journal zusammenarbeiten, das sich mit Theorie und Praxis des Kuratierens beschäftigt. www.on-curating.org Das englischsprachige Magazin wird international gelesen, verschiedene Herausgeber*innen betreuen die einzelnen Ausgaben. Die ungefähr 100.00 Besucher*innen der Website pro Monat bestätigen die internationale Relevanz dieser digitalen Plattform, deren Ausgaben man auch als gedruckte Exemplare beziehen kann.

Welche Kriterien sollte ein potenzieller Kurator/ eine potenzielle Kuratorin für foryouandyourcustomers erfüllen?

Ronald Kolb:
Bei den Kurator*innen – zwei Studentinnen und eine Absolventin –, die wir bis dato für foryouandyourcustomers identifiziert haben, wurde bedacht: Wo stehen diese in ihrer fachlichen und persönlichen Entwicklung, haben sie ein gutes Gespür für den Raum, ein großes und möglichst lokales Netzwerk an Künstler*innen für ihre Arbeit an dem jeweiligen Standort. Sind sie in der Lage, ein Büro als Ausstellungsort zu nutzen (und eventuell auch gegen den Strich zu bespielen) und sind sie überdies daran interessiert, in einen Diskurs mit dem Unternehmen einzutreten.

Dorothee Richter:
Wir kennen unsere Studierenden sehr gut und wissen, wer für diese Aufgabe geeignet ist und wer Interesse daran haben könnte. 

Nehmen wir das Beispiel die Kuratorin Ella Kriwanek. Sie hat den MAS Curating bereits vor zwei Jahren abgeschlossen und unter anderem in Johannesburg, Tokio und Zürich Ausstellungen organisiert. Sie ist zwar eine junge Kuratorin, die aber sehr schöne, sehr präzise und einfach kuratorisch gut durchgearbeitete Schauen kreieren kann. Und für sie ist es allein schon wegen ihres kulturellen Hintergrunds eine tolle Sache, in Australien sichtbarer zu werden: Sie stammt aus Melbourne und wird jetzt bei foryouandyourcustomers Melbourne die erste Ausstellung kuratieren.

Wie muss man sich die Zusammenarbeit zwischen einer der weltweit größten Kunsthochschulen und foryouandyourcustomers in der Praxis vorstellen?

Dorothee Richter: 
Jonathan sagt uns, für welchen Standort er gerne kuratorische Unterstützung hätte. Dann wählen wir aus unserem Pool an aktuellen Studen*innen und Absolvent*innen mögliche Kandidat*innen aus. Diese werden von uns angefragt. Bei Interesse – und Absagen erhielten wir bislang noch keine – präsentieren diese uns dann eine Vorauswahl an möglichen Künstler*innen. Die Ergebnisse werden von uns besprochen und abschließend Jonathan vorgestellt. Wenn wir uns dann einig sind, geht es in die Umsetzung. Wir schauen uns die jeweiligen Räume im Vorfeld genau an, wie am Beispiel in Stuttgart geschehen. Unsere Kurator*innen erhalten Fotos von den Räumlichkeiten nebst Grundrissplänen, suchen für den jeweils speziellen Ort und mit dem Künstler*innen zusammen Arbeiten aus, oder die Künstler*innen produzieren speziell für den Ort.

„Nach unserem Selbstverständnis ist zeitgenössisches Kuratieren keine One-Man-Show. Vielmehr schließt es den Austausch von Wissen, die Bereitschaft zur Kooperation zwischen Kurator*in, Künstler*in, der Institution, die ausstellt und den Ausstellungsbesucher*innen ein.“

Ronald Kolb, Co-Leiter im Bereich Weiterbildung an der ZHdK.

Die Kurator*innen sind natürlich auch bei der Installation der Arbeiten vor Ort. Diesen Prozess beginnen wir nun gemeinsam, wir sind uns aber sehr sicher, dass die Künstler*innen extrem interessant reagieren werden, dass die Arbeiten jeweils nicht nur sehr große ästhetische Qualitäten haben, sondern auch ganz speziell aufregende und neue Positionen darstellen werden.

Ihr beiden habt die Kurator*innen ausgewählt und diese schlagen wiederum Künstler*innen vor. Auch hierbei gibt es sicher Gestaltungsmöglichkeiten zu berücksichtigen.

Dorothee Richter:
Wir stimmen uns da genau mit den jungen Kurator*innen ab: Welche Künstler*innen kommen für die jeweiligen Räume in Betracht, wessen Arbeit hat inhaltlich oder formal etwas mit dem Kontext zu tun. Jemand, der am Anfang seiner Karriere steht oder ein/e Midcareer Künstler*in, der/die uns aufgefallen ist. Es ist nicht Teil unseres gemeinsamen Konzepts, Künstler*innen anzusprechen, die schon in allen großen Sammlungen oder Messen vertreten sind, beziehungsweise waren. Wir setzen auf Künstler*innen, deren Arbeiten gerade mehr Aufmerksamkeit erhalten, deren Werke etwas anspielen, das im Raum steht. Künstler*innen, deren Kunst weiter an Bedeutung gewinnen wird. Ich bin mir jedenfalls schon jetzt ganz sicher: Die Mitarbeiter*innen und die Kund*innen von foryouandyourcustomers werden begeistert sein. Ich finde es auch eine sehr spezielle Wertschätzung für die Mitarbeiter*innen, die so Kunst kennenlernen und auch sammeln können.

Das Buch Unternehmensphilosophie und Kunst von Robert Josef Stadler. 

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