Kunst

Es gehört zu unserer Identität, dass wir in unseren Büroräumen zeitgenössische Kunst präsentieren

Zwei Menschen arbeiten in einem Büro, umgeben von Kunst

Kunst ist integraler Bestandteil der Unternehmenskultur von foryouandyourcustomers. Sie ist Grundlage einer inspirierenden Arbeitsumgebung für die Mitarbeitende und zugänglich für Kunden wie Kunstinteressierte. Unsere Ausstellungen bestehen aus Werken unterschiedlichster Schaffensphasen verschiedenster Künstlerinnen und Künstler. Deren Wirken geht einher mit einer über Jahre hinweg getragenen Entwicklung gepaart mit einer sich in den Werken widerspiegelnden Konstanz – sich weiterzuentwickeln und dabei erkennbar bleiben.

72. Ausstellung: atelierJAK


Indescribable Scenes 6s, 2023 Acryl auf Overheadfolie, Epoxydharz, Edelstahl

dispensed artwork consisting of many small resin screens

Das Künstler-Kollektiv atelierJAK besteht aus Jangyoung Jung (*1973 in Korea) und Andreas Geisselhardt (*1974 in Deutschland). Seit über einer Dekade öffnen sie mittels Zeichnung, Text, Video, Ton, Skulptur, Malerei und Fotografie detailreiche Blickwelten in thematische und visuelle Mikrokosmen. Das Duo versinnbildlicht die zarten Grenzen zwischen Phänomenen, Realitäten und Wirklichkeiten, indem es diese in ihren teils raumfüllenden Installationen konzeptionell durchdringt. Die durch das Gesamtwerk entstehende fiktive Persona JAK, kann als ein Hybrid der beiden Künstlercharaktere verstanden werden, das dem katalysierenden Zwischenraum zwischen digitalen und analogen Medien entspringt. Zahlreiche Arbeiten sind in internationalen Sammlungen vertreten, darunter in der Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland, dem Museum of Contemporary Art Busan, Korea, dem Kunstmuseum Stuttgart und der Staatlichen Museen zu Berlin. (Text, Art curator: Nadine Bajek)

71. Ausstellung: Skafte Kuhn


Skafte Kuhn - Schatten

artwork, mainly black and white with colorful dots

Das im Wortsinne vielschichtige Werk des Mannheimer Künstlers Skafte Kuhn (geboren 1969) ließe sich wohl mit den Stichworten Natur – Mensch – Sein – Wachsen umreißen. Überlagerungen, räumliche Ebenen und dreidimensionale Elemente sind in seinen Arbeiten allgegenwärtig. Oft verwendet er gefundene Bildvorlagen und alte Fotografien als Elemente für Collagen. Amorphe Formen, Kreise oder kristalline Strukturen „wachsen“ aus Flächen hervor, verdecken das Dahinter, so dass ein geheimnisvolles Verborgenes oder Uneindeutiges entsteht. Atmosphärische Vorlagen findet er häufig in literarischen Texten, beispielsweise der Romantik. Skafte Kuhn setzt Objekte in Szene und nutzt performative Inszenierungen als Grundlage für bildhafte Werke. All das kommt nicht von ungefähr, denn er ist ausgebildeter Theaterplastiker und legte auch in seinem Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe den Schwerpunkt auf Bildhauerei und Installation. (Text, Art curator: Kim Behm)

70. Ausstellung: Marbod Fritsch


Marbod Fritsch, Ohne Titel, 2023, 100 x 70 cm, Kuli auf Holz

ink artwork on black wooden backdrop

Das Œuvre von Marbod Fritsch ist vielfältig und reicht von seriellen Kugelschreiberzeichnungen, über ortsbezogene Installationen bis hin zu konzeptionellen Projekten. Durch das Verdichten und Überlagern verschiedener Bedeutungsebenen eröffnen die Werke von Marbod Fritsch den Betrachterinnen und Betrachtern neue Denk- und Handlungsräume. Dabei nutzt er textuelle und zeichenhafte Codes, um die Entstehung und Auflösung von Realität zu untersuchen. Bei foryouandyourcustomers präsentiert der Künstler eine neue Werkserie auf Holz sowie einen Katalog, welcher einen Überblick über die letzten 14 Jahre seines künstlerischen Schaffens gibt. Marbod Fritsch lebt und arbeitet in Bregenz und Wien. (Text, Art curator: Kirsten Helfrich)

69. Ausstellung: Jürgen Paas / Marlon Red


69. Ausstellung Essen

Collage

Linien, Flächen und Farben dominieren die Werke des deutschen Malers und Objektkünstlers Jürgen Paas und der rumänischen Malerin und Performancekünstlerin Marlon Red. Jürgen Paas zählt aktuell zu den wichtigsten deutschen Künstlern und er hat über die zurückliegenden 40 Jahren ein vitales Werk geschaffen. Die Ausstellung zeigt eine Auswahl seiner Malereien. Marlon Red ist eine junge und hochtalentierte Künstlerin, die in Düsseldorf lebt und arbeitet. Ihre abstrakte Malerei schöpft ihre Inspiration aus der gegenständlichen Welt wie Landschaft oder Architektur und aus der Musik, was Marlon Red in ihren Performances verdichtet. Die Ausstellung mit dem Titel "crossover" findet die Gemeinsamkeiten im Werk von Jürgen Paas und Marlon Red - trotz ihrer so großen Unterschiedlichkeit in der Bekanntheit, der Arbeitsweise, den künstlerischen Einflüssen, im Alter und im Geschlecht, im kulturellen Background: Ein Crossover, das in der Ausstellung erlebbar wird. (Text, Art curator: Torsten Obrist)

68. Ausstellung: Nevena Ekimova


artwork Nevena EKIMOVA

colorful packman figures on a stitched background

Für ihre Ausstellung "Tchotchke" setzt Nevena Ekimova auf Humor und Kitsch. Umgeben von vermeintlichen "Supernerds" nutzt sie die Gelegenheit, in ihrer eigenen Geekschaft zu tollen und wild verspielte Ideen zu entwickeln, ohne durch die offensichtlichen oder implizierten Beschränkungen der White-Cube-Kunst eingeschränkt zu sein. Nachdem sie mit jedem Mitglied des Büropersonals über deren Interessen, Vorlieben und Obsessionen geplaudert hat, schafft sie für jeden ein Objekt, das einzigartig ist - ein "Tchotchke", einen Talisman, eine unvermeidliche Vermischung aus tatsächlichem Feedback und ihren eigenen Fantasien über deren Leben. Um eine persönliche und gemütliche Atmosphäre im asketischen Büro zu schaffen, greift sie auf Kindheitserinnerungen und Meme-Kultur zurück, nutzt Techniken von der Wollfilzerei bis zur KI-Bildkuratierung und zapft die Gehirne berühmter Köpfe wie Baron Münchhausen und GPT-4 an. (Text, Art curator: Viktoria Draganova)

67. Ausstellung: Christoph Gesing


Zwei Farbfelder in einem Rechteck, in den Farben Türkis und Dunkelviolett.

Der Ausstellungstitel Straight beschreibt in komprimierter Form das Schaffen des Künstlers Christoph Gesing (geboren 1956). Seit Mitte der 1990er Jahre widmet er sich der künstlerischen Untersuchung von Farbe und den Beziehungen von Farbnuancen untereinander. Im Rahmen verschiedener Werkgruppen arbeitet er auf Leinwand, Holz, Acrylglas und Papier die rhythmischen und transzendenten Qualitäten einzelner Farbflächen aus. Komplett monochrom oder aber zu zweit – duochrom - in Beziehung zueinander. Hierbei trägt der in Köln lebende und arbeitende Gesing Farbe nicht nur mit dem Pinsel auf, sondern lässt durch Schüttungen auch den kalkulierten Zufall mitspielen. Von 1976 bis 1983 studierte Christoph Gesing an der Kunstakademie Düsseldorf bei Gerhard Richter und Erwin Heerich, dessen Meisterschüler er ist. (Text, Art curator: Julia Ritterskamp)


66. Ausstellung: Siggi Hofer, Tina Lechner, Ute Müller


Das Bild ist minimalistisch und grau hinterlegt. Zu sehen sind drei verschiedene Spalten mit den Worten "Body", "#FFFF00" und "same same just different".

Mit den Ausstellungen BODY von Siggi Hofer, #FFFF00 von Tina Lechner und same same just different von Ute Müller präsentiert foryouandyourcustomers Künstler*innen, die in einer konzeptuellen Selbstbeschränkung mit vorab festgelegten Parametern arbeiten und in Bildräumen agieren, für die sie je charakteristische Formensprachen und ein unverkennbares
visuelles Vokabular entwickelt haben. Wie komplex die Lesbarkeit eines scheinbar einfachen Piktogramms sein kann führt Siggi Hofer in seinen Rasterbildern vor. Im Dialog von visueller Kultur und Sprache zeigen sich darin die Fragilität von Bedeutungszuschreibungen und produktive
Brüche, die in Übersetzungsprozessen liegen. Für ihre analogen Schwarz-Weiß-Fotografien entwirft Tina Lechner aufwändige, theatralische Objekte, einzig für den Zweck, diese im Dialog mit weiblichen Modellen fotografisch in Szene zu setzen. Die „Kostüme“ sabotieren den Körper und
hinterfragen normative Vorstellungen von Körper und Gender. Ute Müller verbindet und verdichtet in ihrer Malerei den architektonischen Raum mit alltäglichen Objekten und deren Materialität. Sie verweist in der Wiederholung auf Prozesse der Wahrnehmung, des Erinnerns und Erkennens. Jede Version ist eine von vielen möglichen, (noch) nicht ausgeführten, Formen. (Text: Bettina Spörr, Kuratorin: Sali Ölhafen)


65. Ausstellung: Mariano Fernández


Bunte und abstrakte Formen, die unterschiedlichste Gesichtsformen darstellen.

Der andalusische Maler und Performance-Künstler Mariano Fernández (*1989 in Malaga), teilt sich
seinen Geburtsort mit Pablo Picasso, dessen aperspektivisches Malkonzept er adaptiert hat. Die Motive des Maestro werden gelegentlich zur Grundlage von Fernández Schaffen, wenn er in einem kritischen Akt Kunstdrucke übermalt, die als Massenware, z.B. bei IKEA, erhältlich sind.
In seiner Kunst bringt Fernández Gefühle auf die Leinwand, die häufig durch partizipative und
performative Ansätze stimuliert werden und so mit dem Entstehungsprozess eines Kunstwerkes
verschmelzen. Im Fokus dieser Ausstellung steht der Bilderzyklus Vida (2022), der innerhalb eines auf 24 Stunden limitierten Zeitraums unter Interaktion eines wechselnden Publikums erschaffen wurde. Das Triptychon von neun Metern Länge, befasst sich inhaltlich mit den Lebensabschnitten von der Geburt, über die Lebensmitte bis zum Tod. Fernández lebt seit über zehn Jahren in Stuttgart. Um sich als kunstschaffender Autodidakt ein Überleben am Kunstmarkt sichern zu können, bietet er eine Auswahl seiner Werke auch als Tattoo an. Ein Mitarbeitender von foryouandyourcustomers wird sich während einer Live Performance bei der Vernissage, ein persönlich für ihn entworfenes Werk von Fernández tätowieren lassen. (Text, Art curator: Nadine
Bajek
)


64. Ausstellung: Fraenzi Neuhaus


Ein ineinander verschmelzendes Farbfeld in den Farben Grün, Braun und Gelb.

Die Solothurner Künstlerin Fraenzi Neuhaus arbeitet im Spannungsfeld von fester Struktur und fliessendem Leben, von künstlichen, teils hochtechnologischen Materialien und organischen
Formen. Ihre Objekte bezeichnet sie oft als Körper; unwillkürlich entsteht für den Betrachter eine Identifikation mit dem eigenen Körper, die das Potenzial des Lebendigen umfasst: Wachstum, neue Verbindungen, Wandelbarkeit. Als ausgebildete wissenschaftliche Zeichnerin lässt Fraenzi Neuhaus ihr naturwissenschaftliches Interesse, insbesondere für Insekten, Pollen und Blüten,
einfliessen. Ihr künstlerischer Kosmos bewegt sich zwischen Organformen und Mikroben, zwischen Nervenbahnen und digitalen oder gesellschaftlichen Netzwerken. Ob als Zeichnung oder als Objekt – ihre Werke bilden Raum, öffnen Räume, lassen diese atmen durch Transparenz und Überlagerung. Aus Kunststoffrohren, Filamenten oder Kabelbinder entstehen eigenartig
menschliche Körper, die gleichzeitig Fremdkörper im Raum bleiben. Im Austausch zwischen Fläche und Raum werden die Werke weiterentwickelt, Objekte werden fotografiert und als Bild zu
Ornamenten mit Symmetrien und Tiefenwirkung verdichtet. Viele Arbeiten entwickelt Fraenzi Neuhaus ortsspezifisch in öffentlichen oder Firmenräumen. (Text: Judith Annaheim, Kurator: Guido Baumgartner)


63. Ausstellung: Veronika Dirnhofer


Eine weiße Skulptur liegt auf schwarzem Untergrund.

Veronika Dirnhofer zeigt in ihrer Ausstellung einen Querschnitt malerischer, grafischer und skulpturaler Arbeiten der letzten fünf Jahre. Abstrakt und farbig expressiv in den Gemälden, reduzierter und konzeptueller in den Papierarbeiten und schließlich formal unverstellt und „roh“ in den Keramiken: Zentral ist für Veronika Dirnhofer immer der Zusammenhang zwischen künstlerischem und gesellschaftlichem Tun. „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren“ liest man auf der Website der Künstlerin gleich auf der Startseite. Wie eine Prämisse stellt Veronika Dirnhofer ihrem künstlerischen Output diesen Artikel 1 der Menschenrechte voran. Die abstrakte Kunst, zu der Veronika Dirnhofer vor allem in ihren Gemälden eine große Nähe pflegt, sah sich historisch immer wieder mit dem „Vorwurf“ konfrontiert, einem „l’art pour l’art“ verhaftet zu sein, in einer Echokammer zu agieren, in der es nicht um gesellschaftliche Verantwortung und die Aufgabe von Kunst und Künstler*innen in der Gesellschaft geht, gerade weil sich die dargestellten Inhalte eben außerhalb einer eindeutig les- und interpretierbaren Sphäre bewegen und somit unpolitisch seien. Veronika
Dirnhofer beweist in ihrem künstlerischen Tun das Gegenteil: Die Erfahrungen der Pandemie, Migration, Erinnerungskultur und Literatur, vor allem jene von weiblichen Schriftstellerinnen, stellen wichtige Bezugspunkte dar. Wer sich auf Veronika Dirnhofers Kunst einlässt, findet keine einzelnen Werke, sondern ein großes, zusammenhängendes Projekt vor: „Ich bin ein sehr politischer Mensch und der Raum, in dem ich mich geistig bewege, äußert sich eben abstrakt.“ (Text, Art curator: Dr. Lisa Ortner-Kreil)

Veronika Dirnhofer, geb. 1967 in Horn/NÖ, lebt und arbeitet in Weinzettl/NÖ und Wien.
Sie leitet den Fachbereich Zeichnen an der Akademie der bildenden Künste Wien.


62. Ausstellung: Julia Burek


Ein Raster aus kleinen bunten Kunstwerken

Julia Burek feiert in ihrer Malerei die vielgestaltigen Möglichkeiten der Farbe. Visuelle Situationen des Alltags transformiert sie in ihren Bildern in „Farbmomente“, die das Wahrgenommene niemals mimetisch abzubilden versuchen, sondern es einzig als Anlass nehmen für eine Übersetzung, noch eher: eine Neuschöpfung in der Sprache der Malerei. Diese Sprache spricht Julia Burek spannungsreich; so changieren die Bilder zwischen Flächigkeit, Räumlichkeit und Tiefe und untersuchen Fragen nach den Beziehungen und Wirkungen der Farben zueinander, nach Licht und Transparenz, nach malerischen Oberflächen und überhaupt nach Materialität. Diese Fragen stellt und beantwortet Julia Burek mit jedem Bild neu, indem sie mit Öl, Acryl oder Aquarell Schicht für Schicht die Eigenschaften des jeweiligen Mittels herausarbeitet. Und vor allem, wenn sie mit dem Medium Epoxidharz dem Bild seinen malerischen Gestus nimmt, ihm Objektcharakter verleiht und es damit sachte an seine Grenzen schiebt. (Text, Art Curator: Carola Conradt)


61. Ausstellung: Kate Mitchell


Ein Gemälde einer Person, die an einem Stehpult arbeitet, auf zwei Bildschirme schaut und von vielen Farben umgeben ist

All Washed Up ist eine Präsentation neu in Auftrag gegebener und aktueller Arbeiten der Künstlerin Kate Mitchell, die in Sydney geboren ist und an der Sunshine Coast lebt. Die Künstlerin arbeitet in den Bereichen Video, Performance, Skulptur und Zeichnung und lässt einen Sinn für surrealen und oft absurden Humor in ihre Reflexionen über das zeitgenössische Leben, seinen Druck und seine Verpflichtungen einfließen. All Washed Up konzentriert sich auf die Unvermeidbarkeit von Arbeit und sinniert über Ideen und Ablenkungen von Zweck, Motivation und Wahlmöglichkeiten. Als Reaktion auf die Büroumgebung entpackt Mitchell nachdenklich Begriffe wie Zeit und Arbeit, um Fragen nach existenzieller Bedeutung und Wert auf eine Art und Weise zu erörtern, die universelles Gewicht hat. Mit Witz und Laune schafft Mitchell ein Umfeld, das die gemeinsame Büroumgebung auf fröhliche Weise belebt und gleichzeitig Wege aufzeigt, wie man ihr entkommen kann. (Text, Art Curator: Mark Feary)


60. Ausstellung: Maria Ruth Obrist


Goldenes/braunes Kunstwerk vor weißem Hintergrund.

Ruth Maria Obrist, geboren 1955 in Laufenburg, hat über 40 Jahre hinweg ein umfangreiches Werk geschaffen. Dieses umfasst neben Wand– und Raumobjekten sowie Installationen auch zahlreiche Kunst am Bau Projekte für Private oder im öffentlichen Raum. Im Schaffen von Ruth Maria Obrist ist das Material als Ausgangspunkt zentral, indem sie sich von der Eigenfarbe sowie vom Verhalten einer Substanz inspirieren und herausfordern lässt. Mit Bitumen, Weissleim, Mercuchrom, Gold oder Rost erschafft sie sinnliche Oberflächen. Trotz der dichten Materialität strahlen ihre Werke eine poetische Leichtigkeit aus. Ihre grosse Liebe gilt der Mathematik. Ordnungsprinzipien wie etwa die Primzahlenfolge oder geometrische Elemente setzt sie als Sinn und Halt gebendes Mass ein. Damit verbunden sind Architektur und Raum im weitesten Sinn, das Haus ebenso wie das Gefäss. Der Wahrnehmung und dem Gestalten des Zwischenraums kommt dabei besondere Bedeutung zu. (Text: Judith Annaheim, Art Curator: Guido Baumgartner)


59. Ausstellung: Armin Hartenstein und Ilka Helmig


Dreidimensionale Kunst, Collage.


In einem neuen CrossOver begegnen sich der Berliner Künstler Armin Hartenstein und Ilka Helmig, die in Köln und Paris als Künstlerin tätig ist. Beide arbeiten mit Malerei und Zeichnung, aber auch mit Plastik, Collage und Assemblage, und sie haben auch beide schon raumfüllende Installationen realisiert. In der Ausstellung treffen sie sich im Spiel mit dem Dreidimensionalen, Hartenstein durch die Frage der eigenen Verortung vor dem Werk, Helmig durch organisch wachsende Formen und Strukturen an der Schwelle zum Räumlichen. Armin Hartenstein ist bekannt geworden vor allem durch seine Vulkankessel und Inselformen, deren Umriss er aus Holzplatten herausschneidet und -bricht und die er dann auf diesem Bildträger in Tromp l’Oeil – Technik entwickelt. Obwohl der Bildträger zweidimensional ist, wird eine sehr plastische räumliche Illusion erzeugt, die ich erst beim Blick von der Seite her auflöst. Hartenstein setzt Berge, Krater, geologische Strukturen malerisch und objekthaft ins Bild und spielt dabei mit Schein und Wirklichkeit.Während Hartenstein fiktionale Abstraktionen von Landschaften erzeugt, abstrahiert Ilka Helmig wissenschaftliche Phänomene. So hat sie Arbeiten zum Thema der Zufallsverteilung gemacht, und dabei selbstähnliche Strukturen in den unterschiedlichsten Zusammenhängen geortet. Helmig spielt mit unseren Vorstellungen des Zufälligen und des Provisorischen, gleichwohl ist bei Ihr alles sehr klar und wohlüberlegt zueinander und auf den Ausstellungsraum hin konzipiert. (Text, Art Curator: Torsten Obrist)


58. Ausstellung: Marta Djourina


Leuchtend farbiges Kunstwerk von Marta Djourina.

Marta Djourina konzentriert sich in ihrer Praxis auf das Experimentieren mit Licht, Körper und Zeit als Mittel zur Erkundung dessen, was Fotografie ist oder sein könnte. Für ihre Ausstellung „In Touch“ bedeckt sie die Glaswände im Büro von foryouandyourcustomers in Sofia mit vergrößerten Abzügen von Spuren, wie sie sie bei der Arbeit im analogen Fotolabor mit ihren Fingern auf dem selbst hergestellten Filmnegativ verwischte. Die neue Werkserie bezieht die Mitarbeiter des Standorts mit ein, indem sie farbenfrohe Fotogramme anfertigt, die wie „Porträts“ ihrer Lieblingsgegenstände wirken. Martas Arbeit geht noch in eine weitere Richtung: Sie wandelt Algorithmen und Notizen, die sie für den digitalen Raum gemacht hat, in ihre analoge Version um und erkundet so deren materialisierte Präsenz. (Text, Art Curator: Viktoria Draganova)


57. Ausstellung: Michaela Lautenschlager


Kunstwerk mit der dominierenden Farbe Blau von Michaela Lautenschlager.

Die Informationsdesignerin Michaela Lautenschlager (*1988, Amberg) arbeitet an der Schnittstelle
zwischen räumlicher Gestaltung und interaktiver Medienkunst. In Ihren technisch und ästhetisch
ausgereiften Installationen und thematischen Ausstellungen beschäftigt sich die Künstlerin mit der
Physikalisierung, Sonifizierung und Visualierung großer Datenmengen im Kontext der digitalen Stadt. Zentraler Aspekt ihrer Arbeit ist stets die Übersetzung komplexer Zusammenhänge in räumliche Erfahrungen, dem Erlebbar machen verschiedener Umweltthemen und der Auseinandersetzungen mit der menschlichen Selbstwahrnehmung. Ihr Fokus ist dabei ebenso kinetisch wie ihre Installationen selbst – vom mikroskopischen Blick auf die Flügel des Schmetterlings, bis zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit elektromagnetischer Strahlung, beschäftigt sich die technikaffine Designerin mit einem breiten Themenspektrum. Damit trifft die IIID–Award Preisträgerin genau den Puls der Zeit und lädt zu einer kritischen aber dennoch spielerischen Reflexion moderner urbaner Fragestellungen ein. (Text, Art Curator: Nadine Bajek)


56. Ausstellung Katja Pudor


Künstlerin tanzt auf ihrer am Boden liegenden Leinwand mit zwei langen Pinseln und zeichnet Formen, während sie mit Kopfhörern Musik hört.

„Über das Hören und Zuhören und die sich daraus ergebenden Handlungsmöglich-
keiten“: Katja Pudor inszeniert das Thema „Zeit“; sie schafft palimpsestartige Räume
der Überlagerung von Denk- und Handlungsstrukturen durch das Festhalten der
Vergänglichkeit des Augenblicks. In Saarbrücken zeigt die Künstlerin soundbasierte
Zeichnungen im Sinne der Archäologie der Gegenwart: seismische Spuren einer
intensiven Auseinandersetzung mit komplexen Rezeptions- und Transferprozessen.
Zu verschiedenen Genres und physischen Orten werden Erinnerungen, Bedeutungen
und Bezüge freigelegt und mit Materialien wie Papier, Kohle und Tusche manifestiert.
„Zeichnen ist für mich eine konzeptionell forschende wie körperliche Arbeit: mentale
und physische Prozesse, die von Material, Format des Papiers und der Körperhaltung
geprägt werden.“ Katja Pudor studierte Malerei / Freie Kunst an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee bei Katharina Grosse und schloss ihr Studium 2005 als Meisterschülerin ab. (Text, Art Curator: Véronique Verdet)


55. Ausstellung: Magdalena Abele


Zug von Menschen in der Ferne, die durch raue, steinige Natur gehen, Zweig von drei im Vordergrund. .

Am Beginn von Magdalena Abeles (*1986) fotografischen Arbeiten steht oft eine Reise zu berühmten Sehenswürdigkeiten, insbesondere landschaftlich herausragenden Orten. In Nordamerika, Südkorea, Kuba, Italien… Abeles sorgfältig komponierte Portraits dieser Touristenmagnete, öffnenden Alltag für die weite Welt, einerseits. Vor allem aber bilden sie eine Bühne, auf dem die Künstlerinein so leises undfeines,wie absurdes und nachdenklich stimmendes Spektakel inszeniert. Die Touristenströme auf Abeles Darstellungen weisen nämlich subtile Besonderheiten auf.Als Künstlerregisseurinschafft sie mit theatralischen, filmischen und fotografischen Mitteln Bilder, die auf den ersten Blick alltäglich scheinen, auf den zweiten Blick aber irritieren und zu einer entschleunigten, vertieften Betrachtung einladen. (Text, Art Curator: Carola Conradt)


54. Ausstellung: Georges Wenger 


Kunstwerk, kaleidoskopartiges Bild, überwiegend lila.

Qualitäten wie Kontemplation, Zentriertheit und Langsamkeit verbinden die Werke aus verschiedenen Phasen, die Georges Wenger in seiner Einzelausstellung zeigt. Druckgrafische Techniken bilden den roten Faden durch sein Schaffen. Ursprünglich als Typograf ausgebildet, arbeitet er immer wieder mit Zeichen, Mustern und deren Verdichtung zum Bild –von einfachen Strichen und Wellenlinien über die eigene Handschrift bis zum Vokabular von Pflanzenformen. Neue Werke tauchen in die dichten Strukturen von Waldausschnitten ein. Die schwarz-weissen, über Monate entstehenden Linolschnitte halten flüchtige Momente wie den ersten Schnee oder das erste Grün fest.Ausgedehnte Reisen, Atelieraufenthalte und die Zusammenarbeit mit Künstlern in verschiedenen Kulturen erweitern immer wieder das technische sowie künstlerische Repertoire. Georges Wenger war zudem Gastdozent an verschiedenen Kunstakademien, unter anderem in Deutschland, Österreich und Indien. Seine Werke finden sich in zahlreichen Sammlungen von Museen, Firmen und Privaten. (Text. Judith Annaheim, Art Curator: Guido Baumgartner)


53. Ausstellung: Tanja Prušnik


Foto eines Gemäldes, zwei horizontale Pinselstriche in Braun und der darunter liegende in Gelb.

Den künstlerischen Ansatz für die Konzipierung der Ausstellung mit dem Titel „Go West“ an diesem spezifischen Ort finden der Galerist und Kurator Georg Peithner-Lichtenfels und die Künstlerin Tanja Prušnik im Raum selbst: ist es eine Galerie im Büroverband oder ein Büroverband mit Galerie? Wie kann eine Verbindung zwischen den „Ebenen“ hergestellt werden, und werden die unterschiedlichen Nutzer- und BesucherInnen die gebotene Möglichkeit über das Angebot künstlerischer Werke nutzen? Ist der Ort als Ziel zu sehen, oder führt ein Weg über den „Umweg der Kunst“ zu einem neuen Erlebnis, zu neuem Raumgefühl, der neben der Zweckdienlichkeit noch einer anderen Erfüllung dient? Die gewählten Werke aus der Werksserie sind auf den Raum und sein Erlebnis ausgesucht, andere „Orte“ finden einen neuen und führen so über künstlerischen Kontext zu einer Reise in eine andere Ebene. Kunst bewegt und ändert Orte.

Ein stark ortsbezogenes Kunstprojekt mit Kärnten-Bezug liegt der Ausstellung „Go West“ zugrunde: Die von ihr gestaltete Rosenserviette Edition 14/edicija 14 für die Gemeinde Feistritz im Rosental.
Dass ursprünglich das Projekt einer Serviette den Bezug zum nunmehrigen Ausblick eines anderen Ortes weit im Westen gegen Osten richtet steht für den Beginn eines Vice Versa Projektes, das so seinen Entstehungsursprung erfährt.

Die Künstlerin Tanja Prušnik arbeitet zyklisch und erweitert ihren malerischen Ansatz durch dessen Transformation und Integration in objekthafte, architektonische Konstruktionen. Anfangs überschreitet sie bereits im Malprozess selbst die „Grenzen“ des Bildlichen, indem sich die „Malspuren“ nicht auf die klassische Bildebene und Materialien beschränken, sondern auch die Seitenflächen der Rahmung miteinbeziehen und zum räumlichen Bildkörper werden lassen. Die zweidimensionale Bildfläche wird dadurch zu einem dreidimensionalen Raumobjekt, dessen bemalte Oberflächenteile sich vervielfachen und bereits hier auch einen ständigen Blick- bzw. Standpunktwechsel des Rezipienten einfordern. (Text: Georg Peithner-Lichtenfels, Art Curator: Georg Peithner-Lichtenfels)


52. Ausstellung: Lauren Burrow


dreidimensionales Kunstwerk, grün-blaue Form, die von einer großen Nadel gestochen wird.

Lauren Burrow ist eine in Darwin geborene und in Narrm (Melbourne) lebende Künstlerin, deren Skulpturen und Installationen auf einer tiefgehenden Recherche beruhen. Diese Untersuchungen werden in materiell geerdeten, schimmernden Kunstwerken festgehalten, deren Erscheinungsbild Widersprüche enthält: Sie ziehen gleichzeitig den Blick an und sprechen von Flüchtigkeit und scheinbar unsichtbaren Geschichten.

Sie setzt sich mit den Beziehungen zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Wesen auseinander und interessiert sich dafür, wie koloniale Interventionen in Bezug auf Land zu Zyklen der Degradierung und Wiedererschließung geführt haben. Mit ihrer neuesten Werkserie aus Sicherheitsglas, das sie aus zerbrochenen Autoscheiben gewonnen hat, stellt sie die Formen von Wasserläufen nach, die durch das Herz der Stadt verlaufen. Die Schönheit des glitzernden Glases, das die Muster des Birrarung widerspiegelt, bevor und nachdem Dynamit eingesetzt wurde, um seine natürliche Form umzuleiten, steht im Widerspruch zu den rasanten Veränderungen, die der Fluss erfahren hat. (Text, Art Curator: Ella Krivanek)


51. Ausstellung: Hans Thomann


Skulptur in Form eines Kopfes, sieht aus wie aus geschmolzenem Papier.

Im Werk Hans Thomanns ist die Figur die Konstante. Ihn beschäftigt die Frage, wie der Mensch sich selbst darstellt und wahrnimmt. Von lebensgroßen menschlichen Skulpturen über Superman und Zwerge bis zur Jesusfigur geht Hans Thomann den kulturell geprägten Vorstellungen auf den Grund, die sich nicht selten als zerbrechliche Illusionen entpuppen. Die Ambivalenz ist der ständige Begleiter des Künstlers, jedoch ebenso der Humor. Mit seiner Arbeit, die auch zahlreiche Installationen im öffentlichen Raum und in Geschäftsräumen umfasst, betreibt Hans Thomann eine kontinuierliche Reflexion über die menschliche Existenz. Die Auseinandersetzung umfasst auch sakrale Räume, in denen Hans Thomann inspirierende, kritische oder provokative Interventionen verwirklicht. Hans Thomann lebt und arbeitet in St.Gallen. Er hat 1981 die Meisterklasse bei Mario Merz in Salzburg absolviert und renommierte Preise gewonnen. (Text: Judith Annaheim, Art Curator: Guido Baumgartner)


50. Ausstellung: Regula Dettwiler, Christoph Luger, Sali Ölhafen und Ulrich Plieschnig


Vier Tafeln mit Gemälden nebeneinander.

In Zeiten der fundamentalen Destabilisierung durch Krieg, pandemische und ökologische Bedrohung, mag es wie ein Anachronismus wirken, sich weiterhin an Kunst und Kultur erfreuen zu wollen. Ich erachte das Gegenteil als wahr: Wir haben die Äußerungen von Kunstschaffenden aller Sparten nötig, wie einen Bissen Brot. Wie sonst könnten wir Kraft schöpfen, um physisch und psychisch unversehrt durch diese Krisen zu kommen, Menschen in Not beizustehen? …, um eine Ahnung von Stabilität in uns wachzuhalten?

foryouandyourcustomers gewährt Mitarbeiter*innen, Kund*innen und Besucher*innen seit 2011 diesen „Bissen Brot“ und zwar in Form hochkarätig besetzter, qualitätvoll gestalteter Ausstellungen bildender Kunst. Mit der Präsentation der Werke von Regula DettwilerChristoph LugerSali Ölhafen und Ulrich Plieschnig feiert das Unternehmen die 50. Ausstellung. Darin erwartet uns das beziehungsreiche Ineinandergreifen von de/rekonstruierenden Bearbeitungen fragilsten Pflanzenmaterials (Dettwiler) mit konzeptueller Schichtenmalerei auf geschälten Papieren (Luger), von intuitiv gesetztem Formenvokabular in Tusche und Acryllack (Ölhafen) mit landschaftlich inspirierten, formal reduzierten Schüttbildern (Plieschnig). (Text: Maria C. Holter, Art Curator: Sali Ölhafen)

49. Ausstellung: Florian Nährer


Malerei an einer Wand, klare Formen in verschiedenen leuchtenden Farben.

Typisch für die künstlerische Arbeit von Florian Nährer (geb. 1976 in St. Pölten, lebt und arbeitet in St. Pölten) sind eine klare, kontrastreiche Farbigkeit und geometrische Formen. Aufgewachsen mit der Musik und den Filmen der 80er und 90er Jahre, die als steter Bezugspunkt dienen, arbeitet der Künstler vorrangig in den Medien Malerei, Zeichnung und Skulptur. Als Erfrischung und veritables Antidepressivum – so treten uns Florian Nährers Bilder entgegen, doch es wäre verkürzt, diese Kunst nur im stimmungsaufhellenden oder dekorativen Sinn zu verstehen. Es ist eine Myriade von Fragestellungen, die sich dahinter verbirgt, worauf auch der Ausstellungstitel „BENEATH“ anspielt. Florian Nährer hat neben seinem Studium der Malerei auch ein Studium der Theologie absolviert, seine Kunst ist eine ausgestreckte, einladende Hand, größere Zusammenhänge des menschlichen Seins und Glaubens zu entdecken und zu begreifen. (Text, Art Curator: Dr. Lisa Ortner-Kreil)


48. Ausstellung: Wolfgang Flads


Skulptur, keine scharfen Kanten, weiß/grau.

Raum. Struktur. Bewegung. Wolfgang Flads (*1974 in Reutlingen) Skulpturen aus Holz, Pappmaché und Farbe bringen diese drei Variablen in einen energetischen Flow. Fließend, tanzend, drehend definieren und interpretieren sie Räume und den darumliegenden negativen Raum. Sitzend, liegend, hängend, immer jetzt, immer neu. Perspektivwechsel sind an der Tagesordnung. Gespiegelt in den Wandarbeiten der Serie „Dark side of the moon“ berühren sich die Werke sodann, verdichten sich, spielen miteinander – und mit ihren Kontrasten. Neue Bilder entstehen, neue Räume, bereichern und kommentieren sich, flirten, bilden sich wechselseitig ab und bilden sich neu. Raum im Raum, Werk im Werk. Die Farben changieren, die Skulpturen tanzen, und ich möchte mich mitbewegen, Bilder bilden, Betrachter im Bild im Raum. (Text, Art Curator: Carola Conradt)

In Kooperation mit der Galerie Feldbusch. Wiesner. Rudolph


47. Ausstellung: Lisa Biedlingmaier


Verknotete Kunstinstallation, deren Farbskala und Form an den menschlichen Körper erinnern.

Lisa Biedlingmaier greift in ihren skulpturalen Installationen traditionelles Handwerk auf und überführt es in eine eigenständige, zeitgenössische Kunstsprache. Als Grundlage benutzt sie die uralte aus dem Orient stammende Knüpftechnik Makramee. Ihre geknoteten, meist frei im Raum hängenden, Objekte erinnern an abstrakte, fragile menschliche Körper. Dabei wird das Verknoten und das Auflösen selbst zum thematischen Schwerpunkt. Die Künstlerin nutzt diese Technik als Metapher, um über die menschliche Existenz nachzudenken: In welche gesellschaftlichen Strukturen werden wir hineingeboren? Welche Verstrickungen entstehen im Laufe des Lebens? Und welche verankerten Muster und Korrelationen möchten wir auflösen? Die Knotenkunst entfaltet somit eine beklemmende und eine heilende Wirkung zugleich. (Text, Art Curator: Ana Vujić)


46. Ausstellung: Jürgen Jansen und Thomas Zika


Zwei Bilder nebeneinander, beide fröhlich. Links Farbkleckse, rechts ein Schmetterling in abstrakter Natur.

Nach fast zwei Jahren können wir unseren Ausstellungsbetrieb endlich wieder aufnehmen: In einem neuen „Cross Over” begegnen sich zwei Künstler, die sich in unterschiedlichen Gattungen bewegen, sich aber in ihrer kräftigen Farbigkeit und ihrem äußerst reichhaltigen Farbspektrum berühren. Der Düsseldorfer Künstler Jürgen Jansen, Meisterschüler von Per Kirkeby und Jan Dibbets, arbeitet mit heterogenen Materialien, die er in vielen Schichten auf den Malgrund gießt und mit diversen Werkzeugen verteilt: Hier trifft Acryl auf Ölfarbe, Epoxidharz auf Wasserlösliches. Die Formen erinnern an Zellstrukturen und Weltraumaufnahmen, an Blumen und Korallen, an Gegenständliches und Abstraktes. Mit leichter Hand verbindet der Künstler Disparates und schafft sehr eigenständige Werke von großer Kraft und Magie, die den Betrachter in fantastische Welten entführen.  Von gleichem Zauber sind auch die Bildräume in den Tableaus des Essener Fotografen Thomas Zika. In seiner Butterflies-Serie werfen Schmetterlinge ihren Schatten auf Szenerien, die aus Versatzstücken fotografischer Naturaufnahmen und zeichnerisch-ornamentalen Elementen bestehen. Tatsächlich entstehen diese Bilder nicht durch digitale Bearbeitung, sondern durch Collage und Komposition von vorhandenen Blättern und Fotos auf Zikas Arbeitstisch, die der Künstler dann wiederum abfotografiert. (Text: Torsten Obrist, Art Curator: Dr. Sabine Kampmann)


45. Ausstellung: Guillaume Bruère


Zeichnung eines Mannes mit Bart.

Guillaume Bruère (*1976 in Châtellerault, F) zeichnet mit ungeheuer lebendigem Strich: zielstrebig und kraftvoll, gleichzeitig offen und forschend, auch turbulent und zerbrechlich. Wenn er menschliche Gesichtszüge in Material fasst, sind die Gesehenen nur Impuls für das Motiv, für ganze Serien – wenn überhaupt. Das künstlerische und kollektive Bildgedächtnis flüstert spielerisch mit, wenn Bruère Essenz herausschält. Obenauf liegt jedoch das Lebendighalten der Klimax des künstlerischen Schaffensprozesses. 100 Prozent Präsenz und 100 Prozent Loslassen. Diese Intensität atmet jedes Blatt; mal fiebrig-flirrend, mal sanft, immer brandaktuell gebärend, nie vorlaut. Guillaume Bruère lebt in Berlin. Seine Werke sind international in zahlreichen öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten, u.a. in der Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland, der Kunstsammlung des Deutschen Bundestages, im Marta Herford, oder im Kunstmuseum Stuttgart. Er hat vielfach ausgestellt, jüngst in einer Einzelschau im Kunsthaus Zürich. (Text, Art Curator: Carola Conradt)


44. Ausstellung: Maria Nalbantova


Bild eines in Kunst verwandelten Metallwerkzeugs mit winzigen blauen Blumen.

Für das erste Kunstprojekt im neuen Büro in Sofia verwandelt Maria Nalbantova einen der Räume in ein Atelier und bezieht auf diese Weise die dort arbeitenden Menschen in den künstlerischen Prozess ein. Das ist entscheidend, denn ihre Arbeiten sind fast immer das Ergebnis eines kontinuierlichen Recherchierens und Sammelns von Materialien, Informationen und persönlichen Erfahrungen, aus denen sich allmählich eine visuelle Sprache und Erzählung herausbildet. Für die Serie „Post-Tools“ / „Оръдия на труда“ verwendet Nalbantova zufällig – auf Märkten und Müllhalden – entdeckte, stark gebrauchte Werkzeuge, die sie in verschiedenen Formen und Interaktionen ausrichtet. Sie stellen scheinbar einen Gegensatz zur Arbeit im digitalen Umfeld und die damit einhergehende Dematerialisierung dar und erinnern nicht nur an die in den Objekten archivierte Geschichte, sondern auch an die Bedeutung der Berührungen, die in den Spuren auf ihnen versiegelt sind. Der bulgarische Titel der Serie, wörtlich übersetzbar als „Waffen der Arbeit“, verweist einmal mehr auf die Eigenverantwortung des Menschen; schließlich hängt die spezifische Nutzung und Bedeutung eines Objekts von uns ab. Im Büro schafft Nalbantova auch eine Umgebung aus Pflanzen – ein deutlicher Kontrast zu den industriell gefertigten Objekten, die den Ort nicht nur in einen Organismus verwandeln, sondern auch die Frage nach unserer paradoxen Einstellung zur Natur aufwirft. (Text, Art Curator: Viktoria Draganova)


43. Ausstellung: Aldo Giannotti und Borjana Ventzislavova


Ein in zwei Teile geteiltes Bild. Links eine einfache Skizze, rechts ein Foto einer springenden, rot gekleideten Frau.

Aldo Giannotti (geb. in Genua, lebt und arbeitet in Wien) ist Zeichner. In seinen minimalistischen Darstellungen nimmt er Bezug auf (kultur)politische, soziale und gesellschaftliche Umstände und Zustände. Giannottis Medium, die Linie, strebt speziell in den letzten Jahren auch immer mehr in den Raum und sucht Überschneidungs-und Anknüpfungspunkte mit Architektur, Installation und Performance und bindet auch sein Publikum aktiv ein, etwa durch das Erteilen von spielerischen Handlungsanweisungen über seine Zeichnungen. Borjana Ventzislavova (geb. in Sofia, lebt und arbeitet in Wien) arbeitet vor allem in den Medien Fotografie, Video und Installation. Ihre künstlerische Arbeit kreist um Themen wie Migration, Zukunftsvision und Utopie, Generationenwechsel und die Entfremdung des Menschen von der Natur. In einer geheimnisvollen, farbintensiven aber auch dunklen Bildsprache sind die Ästhetik und Popkultur der 1980er Jahre für Borjana Ventzislavova stete Bezugspunkte. Von Borjana Ventzislavova und Aldo Giannotti sind parallel zur Ausstellung auch sechs Interventionen im öffentlichen Raum in St. Pölten zu sehen (Bahnhof, Rathaus, Cinema Paradiso, Klangturm, Festspielhaus und Landtagsschiff). Das Projekt wurde von art hoc projects organisiert und von foryouandyourcustomers großzügig unterstützt. (Text, Art Curator: Lisa Ortner-Kreil)


42. Ausstellung: Herbert Flois, Helene Rohrbacher, Helmut Stadlmann, Gerlinde Thuma


Ein Foto von vier Tafeln, die jeweils verschiedene Kunstwerke zeigen.

Die von Sali Oelhafen kuratierte Ausstellung setzt unterschiedliche künstlerische Positionen in einen gelungenen und kontrastreichen Dialog. Die Zweiteiligkeit als kleinstmögliche Form, Zeitabläufe und Variationen einer formalen Idee darstellen zu können, steht im Fokus von Gerlinde Thumas Arbeiten. Die Teilung der Darstellung ist dabei ein stets wiederkehrender Parameter. Gerlinde Thumas` auf die Palette Schwarz und Weiß reduzierte Werke treffen auf die farbigen Leinwände von Helene Rohrbacher. Bilder wie eine Sommerlandschaft, in denen vor allem die Krone als Motiv allgegenwärtig ist, eine Referenz auf das Mosaik der Kathedrale San Vitale in Ravenna. Im Zentrum steht die Farbe, die sie in vielen Schichten aufträgt – in einer Technik, die ihre Bilder von innen leuchten lässt. Die Wandobjekte und Skulpturen von Herbert Flois beziehen ihre formalen Anregungen sowohl aus der Natur als auch von Alltagsgegenständen. Die Farbe und die Reduktion auf ihre Grundformen und linearen Strukturen dienen dem Abstraktionsprozess und schreiben die Objekte in den Raum ein. Die Verbindung von Wissenschaft und Kunst, das Arbeiten mit Ordnungsprinzipien und digitalen Parametern prägen die Werke von Helmut Stadlmann. Die mediale Bandbreite, in der er seine konzeptuellen Überlegungen umsetzt, reicht von grafischen Arbeiten über Malerei und Keramik. Spontane Gestik und handschriftlicher Duktus treffen auf Geometrie und Rasterstrukturen. (Text: Silvie Aigner, Art Curator: Sali Ölhafen)


41. Ausstellung: Werner Zemp


Orangefarbenes Kunstwerk, geometrische Formen bilden ein wellenförmiges Muster.

Ganz im Sinn der konkreten Kunst schöpft Werner Zemp mit seinen Objekten aus dem Potenzial der geometrischen Formen. Der Kreis ist dabei harmonische Urform, aber auch Aufforderung zum Spiel: Rollbare Objekte und solche, die man selbst unterschiedlich zusammensetzen kann, machen den Wandel von der Fläche in den Raum oder vom Geraden zum Runden erlebbar. Die Suche nach der technischen Perfektion in Verbindung mit ästhetischer Wirkung bewegt Werner Zemp ein Leben lang. Über Jahrzehnte arbeitete er in der Produktgestaltung für die industrielle Fertigung. Als Designer schuf er preisgekrönte Gebrauchsgegenstände wie Kaffeeautomaten, Büromöbel oder Informationssysteme. Sein Abfallhai eroberte zahlreiche Städte in Europa und wurde in Zürich in die Sammlung des Museums für Gestaltung aufgenommen. Seit 2008 lebt und arbeitet Werner Zemp im Bergdorf Amden über dem Walensee. Frei von den Anforderungen des Gebrauchs entstehen dort experimentelle Objekte und großformatige Skulpturen. (Text: Judith Annaheim, Art Curator: Guido Baumgartner)


40. Ausstellung: Tina Lechner


Graue Form, steinartig strukturiert, in der Mitte des ansonsten weißen Bildes.

Tina Lechner (geb. 1981 in St. Pölten, lebt und arbeitet in Wien) rekurriert in ihrer Arbeit in vielerlei Hinsicht auf die historische Fotografie. Sie arbeitet ausschließlich analog und baut für ihre Modelle ein Setting im Atelier auf. Die zumeist in Rückenansicht wiedergegebene weibliche Figur wird von Körpern und Flächen, die aus Papier, Karton oder Stoff erzeugt werden, überlagert. Übergänge zwischen Mensch und Ding, Material und Haut, werden zunehmend unsichtbar. Das Herunterbrechen auf bzw. das In-Kontakt-Treten der menschlichen Physiognomie mit Minimal-Formen nimmt den Dialog mit Bauhaus-Fotografie und der Neuen Sachlichkeit auf. Der handwerkliche Aspekt, das Bauen mit Requisiten und die Aufnahme derselben mit einer analogen Kamera sind bestimmend im Arbeitsprozess, den die Künstlerin selbst beschreibt: „Mit einfachen Mitteln entwerfe ich eine skulpturale Formensprache, die sich aus der Abstraktion und Geometrie nährt, um sie dann mit der Physiognomie der Körpersprachlichkeit zu verbinden“. (Text: Dr. Lisa Ortner-Kreil, Art Curator: Sali Ölhafen | Bildrecht: Galerie Winter, Wien)


39. Ausstellung: Regula Verdet-Fierz und Maritta Winter


Zwei Bilder, links ein Gemälde, rechts eine Skulptur, beide mit dem gleichen türkisblauen Farbschema.

Bronzeskulpturen und gewobene Bilder: Die Ausstellung bietet viel klassisches Handwerk. Allerdings zeigt sich auf den zweiten Blick die Weiterentwicklung der Technik. Regula Verdet-Fierz arbeitet zwar am Webstuhl, doch verwebt sie Fäden, die sie zuvor einzeln und abschnittweise bemalt hat – eine dreidimensionale Malerei sozusagen. Die Farbe IN Leinwand statt auf Leinwand erzeugt ein wechselndes Bild, während man sich daran vorbeibewegt. Das Licht- und Farbspiel der Oberflächen fasziniert auch Maritta Winter. Ihre abstrakten Skulpturen sind in Bronze oder Aluminium gegossen, einige farbig patiniert oder hochpoliert und spiegelnd. Sie sucht die üppigen Volumen, und die Dynamik der Formen verrät ihre Leidenschaft für den Tanz. Beide Künstlerinnen lassen sich stark von der Natur inspirieren, von Feuer und Wasser, vom Wachstum der Pflanzen und vom Leben der Tiere. Diese Eindrücke verwandeln sie jedoch in abstrakte Formen und reine Farbwirkungen. (Text: Judith Annaheim, Art Curator: Guido Baumgartner)


38. Ausstellung: Norbert Pümpel


Foto eines gelblichen Würfels, dessen Seite eine alte Zeitungsseite zeigt.

Norbert Pümpel begann Mitte der 1970er-Jahre mit entropischen Zeichnungen. Er thematisiert komplexe naturwissenschaftliche Fragestellungen, die ihn als beharrlichen Grundlagenforscher im Bereich der Art and Science ausweisen. In seinen Arbeiten bezieht er immer wieder Position zu gesellschaftspolitischen Entwicklungen und stellt insbesondere mit den „Scientific-Disaster“ Arbeiten die Frage nach einer ethischen Verantwortlichkeit naturwissenschaftlicher Forschung. Mit dem großformatigen Bild „Die Moderne taugt nicht zwingend zur Verbesserung der Welt“ setzt er ein klares Statement gegen naive Fortschrittsgläubigkeit und wissenschaftliche Allmachtsfantasien.Die jüngsten Fotoarbeiten sind inszenierte Momentaufnahmen und subtile Annäherungen an seine Skulpturen, Standbilder einer raumzeitlichen Bühne. (Text, Art Curator: Georg Peithner-Lichtenfels)


37. Ausstellung: Wolfgang Ganter


Blaue Bakterienkultur, perfekt zentriert auf einem weißen Hintergrund.

Wolfgang Ganter, 1978 in Stuttgart geboren, bringt Bakterienkulturen auf Bildträger, beispielsweise auf Diapositive, und setzt auf Glasträgern chemische Reaktionen in Gang. Aus der Verbrüderung von Forschergeist, wissenschaftlicher Präzision, hemmungslosem Spiel der Natur und künstlerischer Regie lässt er so einen unerschöpflichen Bilderkosmos entstehen. Mit eigenwilligen Strukturen, feinsten Farbverläufen oder wuchtigen Farbexplosionen. Die besten Funde verarbeitet Wolfgang Ganter fotografisch nach allen Regeln der Kunst. Großformatig, mikroskopisch detailliert, hochästhetisch, provokativ, unerwartet. Die chemischen Substanzen dürfen sich nämlich ganz frei abstrakt austoben. Während Bakterien und Pilze in Dialog mit berühmten Motiven der Kunstgeschichte treten, um ihnen ein neues Eigenleben zu verleihen. Wolfgang Ganters zahlreiche Stipendien führten ihn unter anderem nach New York, Lissabon, Zürich und Paris. Er lebt und arbeitet in Berlin. Seine Werke sind international in Galerien und Kunstinstitutionen zu sehen und in vielen öffentlichen wie privaten Sammlungen vertreten. Im Jahr 2020 präsentiert er sein Schaffen auch in Einzelausstellungen unter anderem in der Kunsthalle Mannheim und im Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München. (Text, Art Curator: Carola Conradt)


36. Ausstellung: Maya Lalive


Ein Foto einer mit Schnee bedeckten Staumauer, die durch einen kunstvoll eingefügten Riss vertikal gespalten ist.

Maya Lalives Werk entwickelte sich vom meditativen Blick auf Seelenlandschaften in der Malerei bis hin zu grossformatigen Interventionen mit fotografischen Bildobjekten in Aussen- oder Innenräumen. Ihre monumentale Installation „Der Riss / La fessura“ an der Albigna-Staumauer im Bergell, 2016, löste international Resonanz aus. Dieses Werk auf Zeit wurde im Film „Nah am Riss“ in einer künstlerisch-dokumentarischen Betrachtung festgehalten, die den Riss als Urkraft der Natur auf verschiedenen Ebenen begreift. In mehreren Fotoserien lässt Maya Lalive den Betrachter an ihrer außergewöhnlichen Perspektive beim hochalpinen Klettern teilhaben: Unter dem Titel „Unknown Landscapes“ zeigt sie Felsoberflächen und Flechten als faszinierende Mikrolandschaften zwischen Natur und Abstraktion. Gleichzeitig verweisen ihre Bilder als Zeitdokumente auf das sensible Gleichgewicht und den stetigen Wandel in der Natur. (Text: Judith Annaheim, Art Curator: Guido Baumgartner)


35. Ausstellung: Sonja Duò-Meyer


Foto von zwei ovalen Schalen aus Ton, die wie Objekte aussehen.

Die Keramikkünstlerin Sonja Duò-Meyer aus Wetzikon, Zürich, arbeitet seit über 40 Jahren mit Ton. Porzellan ist ihr Material. Aus ihm schafft sie monumentale Gefäßobjekte ebenso wie Teeschalen oder Schmuckstücke. In ihrem Ausdruck aufs Wesentliche reduziert, sprechen ihre Arbeiten eine subtil sinnliche Sprache. Die bewusst unebenen Oberflächen lassen das rohe weiße Porzellan im Licht vibrieren, die schlicht schwarz engobierten Volumen sanft glänzen. Sonja Duò-Meyers Gefäße sind mehr als Objekte – sie haben die Resonanz eines Körpers, der vom Atem bewegt wird. Dabei geht es ebenso um den Raum, der umfasst wird, wie um das Gefäß selbst. Auch Wandobjekte gehören zu diesem äußerst fokussierten Werk, das die Möglichkeiten seines Materials auslotet. Knäuel aus Tonwülsten, Sprechblasen und Inseln – humorvolle Reflexionen über das Leben und mitunter auch eine Reflexion über das Arbeitsmaterial Ton. (Text: Judith Annaheim, Art Curator: Sali Ölhafen) 


34. Ausstellung: Jürgen Paas und Peter Schlör


Zwei Kunstwerke übereinander, oben ein mehrfarbiger vertikaler Streifen. Unten eine schwarz-weiße Stadt aus der Ferne.

In dieser Ausstellung treffen mit Jürgen Paas und Peter Schlör zwei Künstler aufeinander, die in der Bandbreite der aktuellen Kunst einen größtmöglichen Abstand einnehmen: Hier die vielfarbigen geometrischen Objekte und Installationen aus vorgefertigten Industriematerialien, dort die poetischen Landschaftsfotografien in Schwarz und Weiß. Beide arbeiten seit über dreißig Jahren an der Entwicklung ihres stringenten und unverwechselbaren Werkes und beide hatten in den letzten Jahren maßgebliche Einzelausstellungen im renommierten Mannheimer Kunstverein. Sie zählen damit zu den führenden Künstlern in ihrem jeweiligen Metier. Paas und Schlör befragen beide auf unterschiedliche Weise die Wahrnehmung des Betrachters. 

Bildauslösend ist für Peter Schlör die sinnliche Wahrnehmung, die die gesehene Landschaft in einer bestimmten Form erfahrbar macht und sie in der Fotografie zu einem Spiegelbild der inneren Befindlichkeit transformiert, an dem wir als Betrachter teilhaben können. Jürgen Paas befasst sich spielerisch mit der Geometrie, mit den Gesetzen der farblichen und zeichnerischen Komposition. Der Betrachter muss sich mit wachem Auge vor den Werken bewegen, sich zu ihnen stellen, um ihre Vielfalt erfassen zu können. (Text, Art Curator: Torsten Obrist)


33. Ausstellung: Zea Fio, Tina Lechner, Sali Ölhafen und Eduard Tauss


Sali Oelhafen, Willi Baumeister and Christian Stock

Vier Tafeln mit verschiedenen Kunstwerken.

„Der formbare Körper ist die zentrale Reflexionsfolie dieser Ausstellung“, beschrieb Lisa Ortner-Keil vom Kunstforum Wien die Werke in ihrer Einführung zur Vernissage. „Tina Lechner ummantelt für ihre analogen Schwarz-Weiß-Fotografien weibliche Modelle mit aufwendigen Papier-Skulpturen, Körperformen werden abstrahiert und zu Sci-Fi-artigen Kriegerinnen des Ichs. Sali Ölhafen transferiert eine runde netzwerkartige Form in Malerei, Metall- und Karton-Objekte, die ihre schlichte Magie im Raum entfalten. In Eduard Tauss‘ Farbkörpern und Farbplatten wird malerisches Arbeitsmaterial zum Zeugnis seiner selbst – hingegossen, gebogen, gefaltet und geknüllt. Zea Fio schließlich setzt in ihren minutiös ausgeführten Zeichnungen, die wie Zeugnisse aus einer unbewussten, geheimen Welt wirken, organisch anmutende Farbflächen ins Bild. Malerei, Zeichnung, Fotografie und Skulptur treten in der Ausstellung in ein lustvolles Vexierspiel ein. Die sehr unterschiedlichen Arbeiten der KünstlerInnen eint das konsequente Nachdenken über ein körperhaftes Gebilde, dessen Form sie stetig neu definieren.“ 48 Werke, verteilt auf 13 Büroräume und rund 300 Quadratmetern Fläche sind bis Mai 2020 im Office Wien zu betrachten, zu „er“kennen und zu erleben. (Text: Lisa Ortner-Kreil, Art Curator: Sali Ölhafen)


32. Ausstellung: Rouven Dürr


Großes Gemälde, das an einer Wand hängt. Das Gemälde hat eine abstrakt geformte schwarze Schleife.

Seit vielen Jahren begleite ich Rouven Dürr und beobachte sein Werk mit Freuden. Waren seine reduzierten Skulpturen lange von Ecken und Kanten geprägt, so entwickelten sie sich nach und nach hin zu weicheren Formen. Es entstehen Bänder, die sich zu Knoten verschlingen oder zum Raum hin öffnen. Es scheint so, als seien Rouven Dürrs Skulpturen keiner Schwerkraft mehr unterworfen, vielmehr balancieren sie in ihrer Leichtigkeit auf dem Sockel oder auf der Wand. Weiße und schwarze Formen aus Beton, die den Raum einschließen, ohne mit ihm in Kontrast oder Konkurrenz zu treten. Eine kongeniale Partnerschaft von Raum und Skulptur. In seinen Zeichnungen – in Tusche oder Aquarell – setzt Dürr Feder oder Pinsel nicht ab, bis das Bild fertig ist. Besonders schön ist das in seinen großformatigen Zeichnungen zu sehen, die wie aus einem Guss sind. Auch hier folgt Dürr seinem Weg der Verknotungen und Auflösungen, der immer wieder neue Wendungen mit sich bringt. (Text, Art Curator: Georg Peithner-Lichtenfels)


31. Ausstellung: Bruno Sutter „Im Sichtbaren das geheimnisvolle Unsichtbare sehen“


Eine Skulptur, die auf einer Holzsäule steht, ein Block mit zwei Farben. Die linke Seite des Objekts ist orange, der rechte Teil des Objekts weiß.

Holz, Beton, Metall, Jute, Papier oder auch PET. Der Bildhauer Bruno Sutter kombiniert Baustoffe miteinander, verdichtet sie, abgegossen, gepresst oder geschichtet zu Plastiken und Skulpturen, die gleichermaßen an Sedimentbohrungen erinnern wie an Jahresringe von Baumstämmen. Weit über die Thematik des Recyclings hinaus verweist seine Arbeit auf die elementaren Zyklen von Materie. Themen wie Zeit, Veränderung, Vergänglichkeit, auch Ewigkeit klingen an. Die Objekte sind von einer schlichten Ästhetik, strahlen aus, was in ihnen komprimiert ist. Subtil sind die Abstufungen von Farben und Oberflächen, hervorgerufen durch grobe Gerätschaft, konzeptuelle Vorarbeit und ein gewolltes Maß an Zufall; da als kleines Wandobjekt, dort groß, gar begehbar als Kunstwerk im öffentlichen Raum. (Text: Isabelle Köpfli, Art Curator: Sali Ölhafen)


30. Ausstellung: Michael Schramm


Eine Zeichnung aus schwarzen rechteckigen Formen mit roten Punkten in verschiedenen Größen.

Linien, Schraffuren, Richtungen deuten sich an, Räume öffnen sich. Ein Lebensraum voller Formen und Zeichen, breitet sich vor uns aus. „Die Linien meiner Zeichnungen gehen nicht spazieren. Sie laufen hin und her und auf und ab”, sagt Michael Schramm über seine Arbeiten. Was zunächst anmutet wie kindliche Kritzeleien, entwickelt sich bei näherer Betrachtung zu einem eigenen Universum aus Kurzgeschichten, Episoden und grafischer Poesie. Michael Schramm (Jahrgang 1992) studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Zuletzt wurde er im Rahmen des „Walter Stöhrer-Preises für Grafik 2018“ mit einer Anerkennung ausgezeichnet. Michael Schramm lebt und arbeitet in Stuttgart. (Text, Art Curator: Thomas Weltner)


29. Ausstellung: Franco Kappl „Weiß tritt auf“


Abstraktes Schwarz-Weiß-Gemälde.

Fanco Kappls abstrakte Bilder sind Bühnen mit intensiven Aufführungen. Schwarze Farbe schafft Fläche für eine ergreifende Inszenierung von Malerei: Leuchtend hell – mal gleißend, mal versonnen – ereignen sich Durchbrüche ins Bildinnere, in Tiefen entführend oder Formationen, die sich in den Raum werfen, plastisch herauszuwachsen scheinen. Das Weiß trifft unvermittelt auf das Dunkel, genießt einen starken Auftritt: expressiv, dynamisch, in weiten Farbschwüngen, um dann auszuklingen, mit dünnem Pinsel, zeichnerisch. Wie Tanz vielleicht? Musik? Ja, und zwar pompös, mit Fanfaren! Und ebenso leise, in transparenten Schlieren, auströpfelnd … Und alles bleibt sichtbar: der Arbeitsprozess, die variantenreiche Pinselführung, Kontraste und Brüche. Absicht und Zufall. So wird jede Leinwand ein neues Abenteuer, eine neue Reise. Franco Kappl (*1962 in Klagenfurt am Wörthersee) lebt und arbeitet in Wien und im Sommer in Klagenfurt. (Text: Carola Conradt, Art Curator: Sali Ölhafen)


28. Ausstellung: Katharina Fink, Tone Fink, Michael Kos, Herbert Starek und Michael Wegerer


Katharina Fink, Tone Fink, Michael Kos, Herbert Starek and Michael Wegerer

Fünf Tafeln mit verschiedenen Kunstwerken, die fotografiert wurden.

Auch wenn die Werke der Künstler sehr unterschiedlich sind, haben sie alle etwas gemeinsam: Codes. Durch verschlüsselte Informationen in den Werken, wird dem Betrachter ermöglicht die Kunst als besondere Form des Kommunikationssystems wahrzunehmen. Die Gruppenausstellung in den Räumlichkeiten von foryouandyourcustomers in Wien beschäftigt sich mit Codes, das heißt ästhetisch verdichteter und verschlüsselter Information. Kunst ist immer auch ein Kommunikationssystem und die Übersetzungsleistung, die beim Betrachten stattfindet, ist Teil einer gelungenen Rezeption. Die verschiedenen Zugänge der Künstlerinnen und Künstler reichen von den Bild-Text-Collagen von Herbert Starek, die in der Tradition des Surrealismus stehen, über die Arbeiten von Tone Fink, der Zeichensysteme als subjektive Ausdrucksträger stilisiert, bis zu den „Mappings“ von Michael Kos. In dieser Serie unternimmt er eine ästhetische Dekonstruktion der analogen Orientierungshilfe Landkarte. In den abstrakten Reliefs aus Papierkaschur setzt Katharina Fink die binären Codes, die das weiße Rauschen der Information bestimmten, symbolisch in Szene. Last but not least bilden die Siebdrucke von Michael Wegerer, die Statistiken aus Zeitungen visualisieren, ein bunt-geometrisches Highlight dieser Ausstellung der Interkonnektivität. (Text: Angela Stief, Art Curator: Sali Ölhafen)


27. Ausstellung: Sali Ölhafen, Willi Baumeister und Christian Stock


Fotografie von zweidimensionaler Kunst, die an der Wand ausgestellt ist.

In der Ausstellung des Essener Standortes von foryouandyourcustomers treffen Werke dreier Künstler aufeinander, deren Ausgangspunkt auf höchst unterschiedlicher Weise jeweils die Malerei ist. Willi Baumeister, einer der bedeutendsten deutschen Künstler der Moderne ist mit einer Lithografie von 1937 vertreten, entstanden zu einer Zeit, als er von den Nazis für seinen Weg zur Abstraktion mit Malverbot belegt war. Sali Ölhafens Arbeiten zeigen abstrakte Formen, deren Entstehungsprozess mittels fließender Farbe eine Balance zwischen Chaos und Ordnung sucht. Diese Formen verselbstständigen sich bisweilen in den Raum hinein, lösen sich vom Bildträger, werden zu scheinbar vor der Wand schwebenden Objekten. Christian Stock hinterfragt mit seinen monochromen Werken immer wieder das Wesen der Malerei. Sein Thema ist die Farbe selbst. Aus unzähligen übereinandergelegten Schichten von Farbe entstehen in jahrelangen Malprozessen Farbwürfel, Bilder mit Objektcharakter. (Text: Bärbel Messing, Art Curator: Sali Ölhafen)


26. Ausstellung: Hubert Lampert


Kunstwerk, rotes, geometrisch geformtes Objekt, zentriert.

Den Werken von Hubert Lampert gehen Überlegungen zu Linie, Fläche und Volumen voraus. Ihn interessiert die Frage nach der Wahrnehmung von Oberflächen und die räumliche Konstruktion durch Linien. Die Objekte sind dabei Versuchsanordnungen zur Erfahrung von realem und illusionistischem Raum. Hubert Lampert arbeitet in einer klaren, geometrisch definierten Formensprache und verwendet, passend dazu, reine Grundfarben beziehungsweise deren Mischformen. Seine konzeptuelle Arbeitsweise führt zu experimentellen Werkgruppen. Die Serie Fibonacci Experiment vereint Werke, die sich aus den Proportionen der gleichnamigen Zahlenreihe entwickeln. Den Arbeiten der Informationsbänder liegen vom Künstler ausgewählte und durch ihn chiffrierte Texte, Gedichte und Zitate zugrunde. Revolution der Rahmen veranschaulicht die Befreiung des Rahmens aus seiner ursprünglichen Funktion sowie seine Transformation in den Raum. Die Arbeiten, welche unter dem Überbegriff Sein und Schein zusammengefasst sind, spielen mit der Wahrnehmung von Raum und Zeit. (Text: Kirsten Helfrich, Art Curator: Sali Ölhafen)


25. Ausstellung: Jurij Kolb „Interaktive Inseln“


Weißes, leicht strukturiertes Kunstobjekt, das aus der Nähe fotografiert wurde.

Das künstlerische Schaffen von Jurij Kolb entsteht aus dem Moment der geduldigen Beobachtung. Als ausgebildeter Bildhauer begann es mit dem Material Stein. Textiles, Holz, Glas und Papier kamen bald als Kontraste dazu. Alltägliche unscheinbare menschliche Spuren werden durch den Künstler auf ihre interaktiven Momente hinterfragt, unerwartet sichtbar gemacht und zueinander in Beziehung gesetzt. Vorerst ahnt der Betrachter oder die Betrachterin vielleicht, worum es geht, mit der Vertiefung lässt sich das Geheimnis des Präsentierten nach und nach entdecken, welches den Künstler angeregt hat, sich mit dem Gegenstand in einem offenen Prozess auseinanderzusetzen. Darin kann sich jede oder jeder Einzelne wiedererkennen und wird zu alltäglichen Wahrnehmungen und Erlebnissen angeregt. Jurij Kolb lebt und arbeitet als Bildhauer und Gestalter in Uster. Seit mehr als 25 Jahren zeigt er seine Werke in Ausstellungen. Er wurde auch mit diversen Aufträgen für Kunst am Bau betraut. www.kolb-3d.ch(Text: René Anliker, Art Curator: Sali Ölhafen)


24. Ausstellung: Bodo Korsig „Shape of Memories!“


Puzzlestückähnliches Kunstwerk - mit schwarzen und rosa Linien.

Die künstlerischen Arbeiten von Bodo Korsig (*1962 in Zwickau) kreisen primär um das Thema Erinnerung und hinterfragen menschliche Verhaltensweisen unter Extrembedingungen. Seine Zeichnungen, Rauminstallationen und Objekte zeichnen sich durch eine ebenso prägnante wie reduzierte Formensprache aus. Die geometrischen klaren Linien haben ebenso wie die amorphen Wucherungen oder piktographisch anmutenden Gebilde einen hohen Wiedererkennungswert. Immer wieder kommen auch Schrift und Sprache als künstlerisches Mittel zum Einsatz. In der Ausstellung „Shape of Memories“ bei foryouandyourcustomers werden Zeichnungen und Metallobjekte der letzten zehn Jahre gezeigt. Bodo Korsig stellt seit 1992 weltweit in über 100 Galerien und Museen (z.B. ZKM Karlsruhe) aus. Er erhielt 20 internationale Preise und Stipendien (u.a. Stipendium Kunstfonds, Berlin) und ist mit seinen Arbeiten in zahlreichen internationalenMuseen (z.B. National Gallery of Art, Washington D.C., USA) vertreten. (Text: Anna Wondrak, Art Curator: Sali Ölhafen)


23. Ausstellung: Martin Huidobro


Ein Gemälde eines gelben Hubschraubers mit einem kleinen roten Kreuz an der Seite vor einem hellblauen Hintergrund.

Martin Huidobro zitiert in seinen farbintensiven Bildern Zeichen und Symbole des Alltags. Wie selbstverständlich verwischt er dabei die Grenzen zwischen Malerei, Design, Skulptur und Architektur und öffnet eine Welt aus Bedeutungen und Bezügen. Zentrales Thema in Huidobros Bildern, Objekten und Installationen ist der Gegenstand mit seinen funktionalen, ästhetischen und evokativen Attributen. Formen und Farben reduziert er auf das Wesentliche und führt uns spielerisch und augenzwinkernd die ästhetische Durchmusterung der Welt vor Augen. Martin Huidobro (Jahrg. 1972) studierte von 1992 bis 1994 Philosophie und Psychologie in Bonn. Von 1994 bis 2001 absolvierte er ein Studium der Bildenden Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf bei Konrad Klapheck und Fritz Schwegler, dessen Meisterschüler er 2000 wurde. Martin Huidobro lebt und arbeitet in Düsseldorf.  (Text, Art Curator: Thomas Weltner)


22. Ausstellung: Jürgen Paas „Under Construction“


Eine durchsichtige Schachtel mit vielen Schichten, jede in einer anderen Farbe und jede mit vier Löchern.

„Under Construction“ – Die neuesten Werke des Künstlers Jürgen Paas schlagen Bewegung und Klang vor und übernehmen auf spielerische Weise den Geist des Betrachters. Jürgen Paas untersucht rhythmische Aspekte mit Farbe, Form, Komposition und Raum in der Tradition der gegenstandslosen Abstraktion. Seine Werke beziehen sich sowohl auf Konstruktivismus als auch auf Pop Art. Die Präsentation enthält seine Installation „Target“, die sich entfaltet zu haben scheint und nun einem Projektionsfilm ähnelt. (Text: Hester Jenkins, Art Curator: Sali Ölhafen)


21. Ausstellung: Barbara Höller


Foto eines weißen Gemäldes mit sauberen, geometrisch angeordneten geraden schwarzen und grauen Linien.

 … schließlich geht es immer um Malerei. Es sind die großen Fragen, die in diesem bisherigen Œuvre praktisch wie konzeptionell verhandelt wurden. Es ging um Farbe in ihren Schattierungen und materiellen Strukturen, es ging um Form und die Anwendbarkeit von Formeln, es ging um Serialität und Variation, es ging um Objekthaftigkeit und Reduktion bis ins Auratische, es ging um Fläche und Tiefe, Linearität und Plastizität. Und immer war da ein kleiner Haken in diesen stringenten Überlegungen. Sei es nun der eingebaute Fehler oder ein humorvolles Zwinkern, auch als Absicherung gegen die eigene Perfektion. Nun aber geht es um Raum. Die Koordinaten geben das Zimmer eines fernen Chatpartners ab, vom Bildschirm übernommen werden Raumkanten, die als Linien nun am Malgrund erscheinen und ihn in polygonalen Flächen teilen. Das Lineament des Diptychons „double access 2″ ist so konzipiert, dass sich die beiden Tafeln divers variieren lassen, sodass sich eine der Linien auf dem Gegenstück fortführt. Was ursprünglich die Raumgrenze definiert, ließe sich potenziell in der Fläche unendlich weiterführen. Doch das ist ein Nebengedanke, schließlich geht es bei Barbara Höller immer um Malerei. (Text: Daniela Gregori, Art Curator: Sali Ölhafen)


20. Ausstellung: Lorenz Estermann, Hans Glaser, Ilse Haider, Herbert Hofer, Sacha Manówitz, Gertraud Presenhuber


Eine Collage aus verschiedenen Kunstwerken.

Skulptur und Fotografie, heute gleichwertige künstlerische Medien, könnten ihrer Definition nach kaum gegensätzlicher sein. Skulpturen sind ausladende, raumgreifende Gegenstände, deren Geschichte bis an den Beginn der Kunstgeschichte zurückreicht, die eine bestimmte Materialität mit entsprechendem spezifischen Gewicht haben, eine handwerkliche Fertigkeit voraussetzen und Zeit für den Herstellungsprozess beanspruchen. Fotografien hingegen gibt es erst seit den 1830er Jahren, sie projizieren alles Dreidimensionale – selten maßstabsgetreu – auf eine Fläche und sind selbst fast gewichtslos, eben „mit Licht geschrieben“. Der Herstellungsprozess wird einer technischen Apparatur überantwortet und dauert erstmal (beim Auslösen) nur einen Sekundenbruchteil. So verschieden diese beiden Medien also scheinen, so zahlreich sind dennoch die Anknüpfungspunkte, die über ein einseitiges „Fotografie bildet Skulptur ab“ hinausgehen. Sali Ölhafen hat sechs KünstlerInnen zusammengebracht, die auf unterschiedliche Weise Eigenheiten der Fotografie wie Licht und Schatten, positiv und negativ, Zeitlichkeit, Flächigkeit oder die Doppelbelichtung nützen, um über das Verhältnis zwischen diesen beiden Medien zu reflektieren und das eine Medium einmal aus der Sicht des anderen zu sehen. (Text: Ruth Horak, Art Curator: Sali Ölhafen)


19. Ausstellung: Clea & Cäsar Bitzer


Acrylgemälde: schwarzer Hintergrund mit roten und gelben geometrischen Formen.

Die Papierschnitte, Acrylbilder und Objekte von Clea Bitzer haben eine starke Präsenz. Sie sprechen allein durch Hell-dunkel-Kontraste und einzelne klare Farben. Geometrische Strukturen zerstreuen und sammeln den Blick. Bewegung und Ruhe sind ein und dasselbe. Clea Bitzer ist bei einer Kunst jenseits subjektiver Emotionalität angekommen. Ihr Umgang mit Geometrie berührt durch geduldige Genauigkeit. Durch die Verbindung von Härte und Zartheit. Was sagen die Bilder? Nichts. Nur: „Ich bin schön, siehst Du?“. Cäsar Bitzer verarbeitet Fundmaterial spielerisch zu reizvollen Objekten und Assemblagen. Zwei Bildserien geben den Blick in sein Neo-Dada-Labor frei. Durch raffinierte Schnitte offenbaren gewöhnliche Couverts ihr teils nach außen gekehrtes Innenleben als fantastische Architekturen. Und Frontseiten von Programmheften des Kunsthauses Zürich sind witzig-hintergründig mit Fundobjekten angereichert. Immer leistet der Zufall Assistenz. Was das alles bedeutet? Nichts. Nur: „Macht Spaß! Spiel mit!“.  (Text: Gerhard Piniel, Art Curator: Sali Ölhafen)


18. Ausstellung: Adrian Künzi „Ein Haus, ein Mensch, ein Schiff“


Kunstwerke wie Möbelstücke, eines rot und zwei weiß.

Ein Haus, ein Mensch, ein Schiff. Adrian Künzi (*1956, Stein am Rhein) beschäftigen elementare Situationen. Ein Markbein, ein Reissverschluss, ein Maschinenteil. Er bringt Formen in einer reduzierten, präzisierten und vereinfachten Form ins Holz. Als Werkzeug nimmt er die Kettensäge. Sie hilft ihm, sich nicht in Details zu verfangen, sondern sich immer wieder aufs Wesentliche zu reduzieren. Seine Skulpturen, Objekte oder Holzschnitte zeugen von viel Erfahrung, mit dem Material Holz herzhaft und präzis Stellung zu beziehen. Die Leiter, die Stele, das Gefäss – Adrian Künzi schafft das Menschliche. (Brigit Meier) Wir freuen uns, den bekannten Schweizer Künstler Adrian Künzi für eine weitere Ausstellung bei uns gewonnen zu haben. Der „freischaffende Gestalter“, wie sich Adrian Künzi gerne selbst bezeichnet, präsentiert dabei ein breites Spektrum seiner filigranen Holzsägekunst. (Text: Brigit Meier, Art Curator: Sali Ölhafen)


17. Ausstellung: Birgit Zinner „Sägeschnitt-Wandobjekte“


Buntes dreidimensionales Kunstwerk.

Birgit Zinner aus Wien gestaltet seit 1986 einen facettenreichen Kosmos aus Bildobjekten. Mehrseitig bemalte, mit der Stichsäge geformte Holzplatten schichtet sie zu luftigen Gefügen, die – jenseits von Rahmung – Raum erfahrbar machen. Durch die Einbindung von Restmaterialien aus früheren Arbeiten, Verbindungselemente, und vielfältige Variationen der Verknüpfung, entsteht aus den einzelnen Kunstwerken ein vernetztes großes Ganzes. Linie begegnet Fläche, Weite Fokussierung und Wandel Kontinuität. In Birgit Zinners Arbeitsprozess trifft eine konzeptuelle Herangehensweise auf die spontane Arbeit mit der Stichsäge. Diese hinterlässt Kratzer und Abrisskanten als willkommene Spuren, die den Prozess lebendig halten. (Text: Carola Conradt, Art Curator: Sali Ölhafen)


16. Ausstellung: Peter Kuyper „Harmonikale Aspekte“


Malerei eines rechteckigen Bildes mit geometrischen Formen.

Peter Kuyper wurde 1942 in Utrecht geboren und wuchs von 1954 an in der Schweiz auf. Bereits in jungen Jahren war er fasziniert von der Gruppe de Stijl, deren Anliegen es war, sich vollständig von den Darstellungsgrundsätzen der traditionellen Kunst abzuwenden und eine neue, völlig abstrakte Formelsprache zu erarbeiten, die auf der Variation von wenigen elementaren Prinzipien der bildnerischen Gestaltung beruhte. Neben eines Architekturstudiums belegte der Künstler in seiner Anfangszeit Zeichenkurse an der École des Beaux Arts in Lausanne. Nach dem Abbruch seines Studiums folgte eine intensive Auseinandersetzung mit modernem Jazz sowie den Arbeiten von Johannes IttenJosef Albers und Richard Paul Lohse. Dies führte ihn hin zur Kunstrichtung der konkreten Malerei. Seine spätere Arbeit als Architekt in namhaften Zürcher Büros, beispielsweise bei Prof. Walter Custer, bekräftigte endgültig seine Affinität und Liebe für Gestaltung und Farbe. Die Malerei ist für ihn ein Mittel, um auf optische Weise gestalterische Gedanken zu verwirklichen. Bevor das Werk in Materie umgesetzt wird, besteht es in seiner Gesetzmäßigkeit bereits auf vollständige Art im Bewusstsein. Das Werk Peter Kuypers ist ein konsequenter Ausdruck hamonikaler Masse und Gesetze, die die gestalterischen Systeme strukturieren und mit künstlerischen Mitteln zum Leben erwecken. (Text: Peter Kuyper, Art Curator: Sali Ölhafen)


15. Ausstellung: Jürgen Paas


Zwei grafische Gemälde, schwarz und weiß, invertierte Farben.

Jürgen Paas untersucht in seinem künstlerischen Werk die Funktion von Malerei, von Gedächtnis und von Komplexität. Dabei geht er immer ganz konkret vom Objekt des Bildes aus, das er – fast wie in einem Museum – untersucht, lagert, deponiert, archiviert und immer in Bezug auf die vorgefundenen Räume präsentiert. Der Künstler distanziert sich in seinem Werk vom singulären Bild und arbeitet in Reihen, Verdichtungen, Ensemblen, Installationen oder thematisiert diese Vielseitigkeit in der Offenheit der Bildkomposition. (Text: Dr. Gabriele Uelsberg, Art Curator: Sali Ölhafen)


14. Ausstellung: Norio Kajiura, Shinya Sakurai und Toshiro Yamaguchi


Drei unverwechselbare Kunstwerke auf einem Bild. Eine monochrome Grafik auf der linken Seite, ein farbenfrohes Gemälde in der Mitte und eine Textur aus roter Farbe auf der rechten Seite.

Auf den ersten Blick können die Werke der in Japan aufgewachsenen und in den westlichen Metropolen Wien, Turin und Madrid lebenden und arbeitenden Künstler Norio Kajiura, Shinya Sakurai und Toshiro Yamaguchi unterschiedlicher nicht sein: Hier der vorwiegend auf Nonfarben wie Weiß, Grau und Schwarz sowie einen grafischen Duktus spezialisierten Wahlwiener Kajiura, dort die beiden „Südländer“ Sakurai und Yamaguchi, für die ein kräftiges, ungebrochenes Kolorit und pastose Texturen charakteristisch sind. In der Ausstellung treffen diese Gegensätze als Gemälde, Wandobjekte und Installationen kontrapunktisch aufeinander und formieren sich zu einer komplexen polysinnlichen Komposition, die fernöstliche Tradition von Zen bis Gutai mit jenen der westlichen Avantgarde zu einer unverwechselbaren Synthese jetztzeitiger Kunst verbindet. (Text: Maria Christine Holter, Art Curator: Sali Ölhafen)


13. Ausstellung: Franz Türtscher


Zwei Gemälde mit klaren geometrischen Linien, eines nur in Schwarz und Weiß, das rechte mit farbigen Füllungen.

Die Werke des aus Vorarlberg stammenden und in Wien lebenden Künstlers Franz Türtscher beziehen sich auf zwei existenzielle Koordinaten: die Senkrechte und die Waagrechte. Seine malerischen und objekthaften Arbeiten variieren innerhalb dieses Systems – folgen entweder dem vorgegebenen Raster oder brechen dieses auf, um sich vollkommen neu zu definieren. Bezugspunkte sind dabei der waagrechte Horizont und die sich senkrecht orientierende Schwerkraft. Franz Türtschers Arbeiten implizieren, trotz des strengen Ordnungssystems, eine spielerische, prozesshafte Bewegung. Geometrische Elemente werden wie Module in einem Baukastensystem auf dem Bildträger variiert. Die so erzeugten Räume mit ihren kommunizierenden Elementen versteht Türtscher im Sinne einer expansiven Malerei, welche häufig auch auf die Ausstellungssituation Bezug nimmt. Es geht dem Künstler dabei um die Erzeugung von abstrakten Gestaltungsprinzipien – von Rhythmus und Farbklang. (Text: Kirsten Helfrich, Art Curator: Sali Ölhafen)


12. Ausstellung: Franco Kappl


Ein in zwei Hälften geteiltes Gemälde, schwarz-weiß, invertierte abstrakte Form.

Die Bilder zeichnet aus, dass sie neben ihrer starken Prägung durch die malerischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte intensive Spuren der Nahebeziehung des Künstlers zu anderen Gegenwartskulturen beinhalten. Die prägnanten grafischen Komponenten zählen ebenso dazu wie die expressiven Rhythmisierungen, die auf die hohe Aufmerksamkeit Kappls für Musik und visuelle Alltagserscheinungen verweisen. Die besondere Dichte entsteht dabei aus einer sorgfältig herbeigeführten Balance zwischen gestisch-improvisatorischen Malweisen und reflektierenden Arbeitsschritten, mit denen die anfängliche Dynamik durch Veränderungen, Überlagerungen und Ergänzungen in ein Gesamtbild übergeführt wird, dem letztendlich alle Spuren seiner Entstehungsgeschichte anzusehen sind. In einer neuen Serie erweitert Franco Kappl seine Methodik um das Prinzip der Montage: Jeweils zwei gleichformatige, aber kontrastierende Arbeiten werden nachträglich miteinander verbunden und bearbeitet. Einem unüblichen Zweiklang ähnlich, beziehen die daraus entstehenden Doppelbilder ihre Spannung aus dem Widerspruch zwischen dem Impuls zur Harmonisierung und einer bewusst offen gehaltenen Dissonanz.  (Text: Martin Fritz, Art Curator: Sali Ölhafen)


11. Ausstellung:  Sali Ölhafen und Gerhard Himmer „at the moment“


Kunstwerk - Ozeanblaues Rechteck, das an der Wand links von einer schwarzen Kunstplastik hängt.

Sali Ölhafen entwickelt im Prozess des Malens ein abstraktes Motiv, eine „Form“, wie sie es nennt, die sie in Variationen im Bild oder auch freigestellt als schwebendes Element im Raum einsetzt. Im Bildkontext liefert sie dieses gleichsam zum Zeichen ernannte Motiv Bedingungen aus, die dem Zufall Gestaltungsspielräume gestatten – sei es, dass es „informell“ unter- und übermalt wird, sei es, dass es auf Bildträger gebracht wird, deren rasterförmige Reliefstruktur die Farbe nur an seiner Oberfläche annimmt. Gerhard Himmer arbeitet flüssig mit möglichst durchscheinenden Öl-Lasuren in jeweils einer Tonalität, die den Bildträger als eine visuell erahnbare Raum-Schicht nützen. Der Zufall des Abwärts-Rinnens gebiert diaphane Vertikalstrukturen, die dort enden, wo das Farbmittel ausläuft. Darunter und dahinter schichtet sich der zuvor – bewusst – gesetzte Farbraum ohne definierbare Grenze. In beiden Fällen begegnen sich Ordnungsstrukturen und Momente des Zufalls. Die künstlerische Entscheidung, wann oder wo „momentan“ definitiv wird, markiert zugleich auch den Zustand der – wieder momentanen – Bild-Betrachtung. (Text: Lucas Gehrmann, Art Curator: Sali Ölhafen)


10. Ausstellung: Sali Ölhafen, Gerhard Himmer „momentan“


Kunstwerk - Reiches violett/blaues Rechteck, das an der Wand links von einer schwarzen Kunstplastik hängt.

Momentan entstehen während eines Malprozesses, der den Zufall gestattet, Strukturen, Formen, Farbräume, die zur Weiterarbeit ebenso herausfordern können wie zum Finalisieren des Bildes. Der momentane Bild-Zustand steht daher stets an der Kippe zwischen Flüchtigkeit und Stabilität. Die Ausstellung „momentan“ stellt zwei künstlerische Wege gegenüber, bei denen auf unterschiedliche Weise das Momentane zum Beständigen findet. (Text: Lucas Gehrmann, Art Curator: Sali Ölhafen)


9. Ausstellung: Sali Ölhafen, Adrian Künzi „weiter sehen“


Nahaufnahme von zwei mosaikartigen Gemälden, bei denen die Farben Schwarz, Weiß, Blau und ein wenig Gelb dominieren.

Ausgangspunkt der Malerei von Sali Ölhafen ist meist eine zentrale abstrakte Form. Mit fließender Farbe wird sie gebildet, als Synthese zwischen Chaos und Ordnung. Eine zusätzliche Raster-Ebene verstärkt die Ordnung, gibt aber auch Lücken frei, um einer dritten Ebene, der Leere, Raum zu geben: Entstehen lassen und Entstandenes sein lassen. Ausgangspunkt der Malerei von Sali Ölhafen ist meist eine zentrale abstrakte Form. Mit fließender Farbe wird sie gebildet, als Synthese zwischen Chaos und Ordnung. Die Künstlerin stellte in Österreich, der Schweiz, Italien und Japan aus.  „Zeichnen mit der Kettensäge“ scheint beim Züricher Künstler  Adrian Künzi ein zentrales Thema das sich durch seine einzelnen Schaffesnphasen zieht. Dabei verbindet er subtil Kraft und Sensibilität. Im Dialog mit dem Holz und der Kettensäge entstanden so in den vergangenen Jahren ausdrucksvolle, filigrane Skulpturen. Adrian Künzi ist als freischaffender Gestalter und als Dozent an der gestalterischen Berufsmaturitätsschule in Zürich tätig. (Text: Rebecca Gericke, Art Curator: Sali Ölhafen)


8. Ausstellung: Tineke Storteboom „ghetto 2013“


unregelmäßige, leicht verschwommene Formen in Grautönen, die zusammen ein Kunstwerk bilden.

Die niederländische Künstlerin Tineke Storteboom (1962) schloss ihre Ausbildung 1992 Malerei an der Gerrit Rietveld Akademie in Amsterdam. Ihre Arbeiten wurden bislang in zahlreichen Galerien ausgestellt, darunter  Hof und Huyser, Suzanne Biederberg und Raw Gallery in London und sind ebenfalls Teil in mehreren privaten und Unternehmenssammlungen, einschließlich der Rabobank und dem niederländischen Innenministerium. Neben der Malerei widmet sich Storteboom ihrer zweiten Leidenschaft, dem Schreiben. Wiederkehrende Themen im Werk von Tineke Storteboom sind: Mythen und Bewusstsein, Widersprüche und Einheit hinter Dualität. Sie produzierte von 1992 bis heute seriellen Arbeiten als mysterium Coniunctionis‘ ‚Vierzehn Stationen‘ ‚Labyrinth‘ (inspiriert durch das Labyrinth der Kathedrale von Chartres), ‚Bulls‘, ‚Hurricanes‘, ‚Ulysses‘ und „inneren Landschaften. (Text: Gary Schwartz, Art Curator: Sali Ölhafen)


7. Ausstellung: Christian Stock „Würfelbilder“


Skulptur, würfelförmig, weiß-grau, strukturiert. Skulptur, würfelförmig, weiß-grau, strukturiert.

Seit den 1980er Jahren malt Christian Stock in einer bemerkenswerten Konsequenz monochrome Bilder. Die Erweiterung des Bildraums – vom illusionistischen zum realen Raum – verbunden mit der Reduktion der eingesetzten Mittel nimmt dabei in seinem Œuvre eine zentrale Rolle ein. Leinwand, Farbe und Pinsel begleiten ihn seit seinen frühen Versuchsanordnungen, aus denen Werkgruppen wie Würfelbilder, X, O oder Delete Paintings hervorgegangen sind.
Die aktuelle Ausstellung konzentriert sich auf Stocks Würfelbilder. Auch wenn man diese als Objekte bezeichnen möchte, bleiben sie immer monochrome Malerei, die Schicht für Schicht über Jahre hinweg bis zu 3000 Mal behutsam auf kleinformatige, quadratische Leinwände aufgetragen wurde. Christian Stock benutzt dabei die Grundfarben Rot, Gelb und Blau sowie die Nichtfarben Schwarz und Weiß. Beim Trocknen zieht sich die Farbe zusammen. Auf den Prozess hat der Maler keinen Einfluss. In genau dieser feinen Balance zwischen der Kontrolle des Malvorgangs und dem Zulassen einer Eigendynamik des Farbmaterials formt Stock in mantra-artiger Wiederholung (vergleichbar mit einem 3D-Druckverfahren) seine kubischen Farbschichtungen, deren vier Seiten an einen Querschnitt durch geologische Erdschichten erinnern mögen. (Text: Cornelia Offergeld, Art Curator: Sali Ölhafen)


6. Ausstellung: Barbara Höller


Verschiedene Blautöne, die wie Kunstwerke die gesamte Wand ausfüllen.

Seit Jahren schon beschäftigt sich Barbara Höller mit dem Thema der Veränderlichkeit vonKunst. In unterschiedlichen Serien hat die Künstlerin ihr Augenmerk auf dieVariabilitätsfähigkeit ihrer Werke gelegt. So zeichnen sich auch ihre aktuellen Stangenarbeiten durch eine große Offenheit hinsichtlich der Art ihrer Präsentation aus. Durch Veränderung der Reihenfolge einzelner Modulgruppen lassen sich die Arbeiten farblich und motivisch neu ordnen. Die Möglichkeit einer steten Veränderbarkeit des Farbverlaufs und somit auch der Gesamterscheinung des Werkes ist gleichsam eine Aufforderung der Künstlerin zur aktiven Auseinandersetzung mit Kunst. Barbara Höllers Kunstwerken liegen vornehmlich geometrische Formen wie Quadrat, Kreisoder Linie zugrunde, die sie als Grundbausteine des Lebens bezeichnet. (Text: Hartwig Knack, Art Curator: Sali Ölhafen)


 5. Ausstellung: Kurt Rohrbacher 


Zwei Kunstwerke - dunkelblaue und hellgelbe Quadrate mit geprägten Zahlen in einem Raster.

Rohrbachers Oeuvre ist Teil jenes fulminanten Comebacks der Malerei, das die 1980er Jahre nachhaltig prägte und von einem stilistischen Pluralismus, der Figuration und Abstraktion selbstverständlich miteinander vereint, gekennzeichnet ist. Inhaltlich wie formal bestimmend: eine expressive Bildsprache, die poetische wie archaische Aspekte der Realität miteinbezieht, was in hohem Maße auch für die Werke Kurt Rohrbachers gilt. Womit sich der Künstler damals wie heute von seinen Malerkollegen absetzt und was als sein Markenzeichen gelten kann, ist die Verwendung der Enkaustik, einer künstlerische Maltechnik, bei der in Wachs gebundene Farbpigmente heiß auf den Maluntergrund aufgetragen werden. Diese von Rohrbacher in seinen Gemälden experimentierend weiterentwickelte Technik hat eine deutlich längere Tradition als die Ölmalerei, erlebte ihre Blütezeit in der griechisch-römischen Antike und wird in der Kunst der Gegenwart äußerst selten angewandt. Für Kurt Rohrbacher, aber auch für Betrachterinnen und Betrachter reizvoll ist sicherlich die Tatsache, dass die materialisierten Gedanken des Künstlers mit Feuer unvergänglich auf der Malfläche eingebrannt sind. (Text: Maria Christine Holter, Art Curator: Sali Ölhafen)


4. Ausstellung: Akelei Sell


Kunstwerk, leuchtend rotes Rechteck auf grauem Hintergrund

„red square“ – der Titel einer Arbeit von Akelei Sell lässt zwangsläufig denken an das berühmte Bild „Das rote Quadrat“ von Kasimir Malewitsch aus dem Jahr 1915. Und ein rotes Quadrat findet sich tatsächlich auch in Sells Werk aus der Reihe ihrer „Diaphanous picture objects“ der Jahre 2007-2012. Der feine – und große – Unterschied liegt freilich darin, dass es ca. 100 Jahre nach der Erfindung des Suprematismus nicht mehr allein um die „Erfahrung der reinen Gegenstandslosigkeit“ (Werner Haftmann) gehen kann, durchaus hingegen um eine Neu-Definierung „der reinen Empfindung in der bildenden Kunst“ (Malewitsch). Akelei Sell arbeitet seit 30 Jahren an dieser „Empfindung“, indem sie höchst sensible, zwei- bis mehrschichtige auf geometrisch oder zeichenhaft-gestisch reduzierte skripturale Farb- und Form-Elemente miteinander korrespondieren lässt. Fotografisch-„reale“ Sichtweisen von Wirklichkeit können dabei auf „Abstraktionen“ derselben stoßen, welche – dann doch im Sinne Malewitschs – wesentlich sind durch die Empfindung – „als solche, ganz unabhängig von der Umgebung, in der sie hervorgerufen wurde.“ (Text: Lucas Gehrmann, Art Curator: Sali Ölhafen)


3. Ausstellung: Norio Kajiuras Holzplastiken, Grafitbilder und Grafiken


Ein Büroraum voller Kunst, ein schwarzes Gemälde an der einen Wand, eine schwarze 3D-Aktie an der anderen.

Kajiuras wichtigster Bezugspunkt ist der Begriff des japanischen MA. MA wird im alltäglichen japanischen Sprachgebrauch angewandt, um etwas über eine „Sache“ auszusagen, ohne dass sie selbst dabei beim Namen genannt wird. Vielmehr wird deren Umfeld, ihr Bezug zu einer spezifischen, dinglichen oder zeitlichen Situation sprachlich erörtert.

„Wir denken demnach so, dass wir die Charaktereigenschaft einer Sache erst dann definieren, wenn wir den Bezug zu ihrem Umfeld bestimmt haben.“ 

Norio Kajiura

Norio Kajiura Raum und Behausung, die Hauptthemen seiner Holzplastiken, Grafitbilder und Grafiken sind gemäß Kajiuras Denken typische Phänomene, die mit MA am besten zu beschreiben sind – funktionieren sie doch nur aus der Bezüglichkeit heraus, aus der Verschränkung von Innen und Außen, aus dem Leben das darin geschieht, aus der Zeit, die in ihnen verbracht wird. (Text: Maria Christine Holter, Art Curator: Sali Ölhafen)


2. Ausstellung: Sali Ölhafen „Inszenierung des Zufalls“


Kunst in einem Büro mit Galeriecharakter, der Schwerpunkt liegt auf drei abstrakten Formen, ähnlich einer verschütteten Tintenzeichnung, schwarz auf weißer Leinwand.

Seit mehr als 25 Jahren beschäftigt sich die in Innsbruck geborene, in Wien ausgebildete und seit 2006 in Pfäffikon ZH und Wien lebende Künstlerin Sali Ölhafen mit einem Thema, das sie in unzähligen Versionen und Werkreihen entwickelt und verfeinert hat. Ausgangspunkt ihrer Malerei ist ein zentrales abstraktes Motiv auf der Bildfläche, das von verschiedenen Schichten überlagert oder unterlegt wird. Sie verankern das fragile Gespinst aus rinnender Farbe in einem eigenen System und geben ihm Halt. In ihren neuesten Arbeiten verwendet Sali Ölhafen Luftpolsterfolie als Bildträger und entmaterialisiert damit weitgehend den schützenden Untergrund. Einerseits wird ein Raster vorgegeben, andererseits der Bildraum durch das transparente Material undefiniert erweitert. Zu subtilen Wirkungen kommt es aufgrund der beidseitigen Bemalung auf der glatten bzw. genoppten Oberfläche. (Text: Vitus H. Weh, Art Curator: Sali Ölhafen)


1. Ausstellung: Gemeinschaftsausstellung WEKAZ


Ein Abstandshalter aus Pappe für Weinkartons, der in ein Kunstwerk verwandelt wurde, eine dekorierte Schachtel mit zwei markanten Donutformen.

WEKAZ ist die Abkürzung für Weinkartonzwischeneinlage. Weinkartonzwischeneinlagen sind recht unscheinbare Wellkartonteile. Sie sind passgenau gefertigt, sie haben Einschnitte, runde Löcher und gefalzte Enden. Sie liegen zwischen den Weinflaschen im Karton. Eigentlich werden sie gar nicht wirklich wahrgenommen. Und doch sie haben eine wichtige Funktion. Sie bilden einen Raum zwischen den Flaschen, damit diese beim Transport unbeschädigt bleiben. Das Dazwischen, ist im übertragenen Sinn Kultur, und vielleicht können wir auch sagen, die Kunst Mensch zu sein. Und dieses Dazwischen umgibt den Wein. Mit diesen Überlegungen ist es verständlich, dass Robert Josef Stadler die Idee hatte WEKAZ aus ihrem Dornröschenschlaf zu wecken. WEKAZs wurden zu seinen Begleitern. Er richtete ihnen eine Facebook-Seite ein und hatte schließlich (wahrscheinlich bei einem Glas Wein) die Idee, seine Künstlerfreunde zu bitten, mal was aus einem WEKAZ zu machen. Das Thema war klar und offen. Mach‘ was draus! 9 Künstler, res. Künstlerinnen sind diesem Aufruf gefolgt. (Text: Astrid Graf-Noha, Art Curator: Sali Ölhafen)