In der Arbeit von Sigrún Ólafsdóttir geht es vor allem um den Moment des Gleichgewichtes zwischen Gegensätzen – um den kurzen Moment, wenn beide gleich stark (oder schwach) ausgeprägt sind: die Pause zwischen Ein- und Ausatmen, zwischen Ebbe und Flut, zwischen Flieh- und Anziehungskraft (z.B. wenn der hochgeworfene Ball einen Augenblick lang in der Luft „verharrt“). Aber die Künstlerin erforscht nicht nur das Gleichgewicht an sich, sondern vielmehr, wie es dazu kommt. Im Laufe der Zeit ist die Interaktion der einzelnen Kräfte ihr wichtigstes Thema geworden. Auch die Zeichnungen sind Konstruktionen von Bewegung und Gleichgewicht. Weil sie zweidimensional sind, wirken sie zunächst harmloser, aber das trügt. Ihre Dynamik entfaltet sich erst, wenn man sich die Zeit nimmt, sie zu „lesen“. Die Bewegung entsteht im Kopf, und ist dann umso wirkungsvoller.
– Cornelieke Lagerwaard, Kunsthistorikerin