Digitaler Produktpass: Frühzeitig handeln und Chancen nutzen
Der Digitale Produktpass kommt und Unternehmen sollten sich frühzeitig darauf einstellen. Die EU hat mit dem European Green Deal, dem Circular Economy Action Plan und der Ecodesign for Sustainable Product Regulation eine rechtliche Grundlage geschaffen, um Nachhaltigkeit und Digitalisierung zu fördern. Ein zentrales Element stellt dabei der Digitale Produktpass dar, den Unternehmen künftig für alle Produkte verpflichtend anbieten werden müssen.
Was ist der Digitale Produktpass?
Der Digitale Produktpass zeigt Informationen über ein Produkt, dessen Herstellung, Materialzusammensetzung, Lieferketten, Recyclingfähigkeit, Zertifizierungen und Reparaturinformationen an und wird beispielsweise über einen QR-Code am Produkt aufgerufen. Damit sollen die Transparenz für Verbraucher und weitere Zielgruppen erhöht, rechtliche Rahmenbedingungen erfüllt und letztendlich eine nachhaltige Produktion und Erhöhung der Produktlebensdauer gefördert werden.
Die praktische Umsetzung stellt Unternehmen vor Herausforderungen
Was einfach klingt, stellt die Unternehmen in der Praxis vor große Herausforderungen. Die Realisierung erfordert ein Zusammenwirken unterschiedlicher Akteure im Unternehmen und zwar über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg. Die Produktentwicklung ist ebenso betroffen wie Einkauf, Herstellung, Vertrieb, Marketing oder Support. Es scheitert oft bereits an der Frage der Zuständigkeit.
Die nötigen Änderungen betreffen die Kanallandschaft, Organisation, Prozesse, Systeme und Daten. Hier bietet sich die Exploded View von foryouandyourcustomers als ordnungsbildendes Instrument an. Es empfiehlt sich zudem, diesen Änderungsprozess möglichst frühzeitig und proaktiv anzugehen und mit durchdachten Lösungen die darin liegenden Chancen optimal zu nutzen. Das Team von foryouandyourcustomers bietet auf diesem Weg Orientierung, wegweisende Lösungen und partnerschaftliche Zusammenarbeit.
Ist Ihr Unternehmen bereit für den Digitalen Produktpass?
Aus regulatorischer Perspektive wird es erstmals im Februar 2027 für einen Teil der Batterieindustrie ernst, die den sogenannten Battery Passport für größere Batterien einführen muss, wie sie beispielsweise in Elektrofahrzeugen oder industriellen Anwendungsbereichen genutzt werden. Danach werden eine Vielzahl weiterer Industrien hinzukommen, die eine große Relevanz für die Kreislaufwirtschaft und die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele der EU haben, unter anderem die Automobilindustrie, Textilindustrie, Bauindustrie, Verpackungsindustrie, Möbelindustrie oder Lebensmittel- und Getränkeindustrie.
Der Markt wartet jedoch nicht und Unternehmen nutzen den Digitalen Produktpass als Chance, sich einen Wettbewerbsvorteil gegenüber dem Mitbewerb zu verschaffen. Entsprechend sind schon heute über verschiedene Industrien und Produkte hinweg Digitale Produktpässe im Umlauf. Um eine führende Position einzunehmen, sollten Sie folgende Fragen berücksichtigen:
Wann ist Ihr Unternehmen von der Einführung des Digitalen Produktpasses betroffen? Welche Warengruppen sind wann betroffen?
Hat das Thema die nötige Aufmerksamkeit in Ihrem Unternehmen?
Sind die Auswirkungen auf Ihr Unternehmen bereits verstanden, formuliert und bekannt?
Ist die Verantwortlichkeit für die Einführung des Digitalen Produktpasses definiert?
Sind die nötigen Daten zu Materialstamm, Materialzusammensetzung, CO2-Fußabdruck, Recyclingfähigkeit, Reparaturmöglichkeiten und Lieferketten auf Einzelprodukt-Basis verfügbar?
Haben Sie die Fertigungsmöglichkeiten, um jedes einzelne Produkt mit einem QR-Code oder RFID-Chip zu versehen, um den Zugriff auf den Digitalen Produktpass zu gewährleisten?
Haben Sie eine Lösung, wie Sie die Daten persistent über die gesamte Lebensdauer der Produkte vorhalten?
Wie weit ist der Mitbewerb?
Falls Sie nicht alle Fragen direkt beantworten können, empfehlen wir eine Auseinandersetzung mit dem Thema, zum Beispiel im Rahmen eines Readiness Assessments.
Chancen durch eine frühzeitige Einführung des Digitalen Produktpasses
Die frühzeitige Auseinandersetzung mit dem Digitalen Produktpass schafft in erster Linie Klarheit über die Veränderungsnotwendigkeit und den nötigen Investitionsbedarf, den Ihr Unternehmen bis zur verpflichtenden Einführung hat. Denken Sie dabei insbesondere an die langfristigen und zeitintensiven Änderungen, die im Bereich der Datengenerierung notwendig werden können. Je früher diese geplant werden, desto mehr Zeit steht den Unternehmen für die Umsetzung zur Verfügung.
Abseits der Einführungspflicht entstehen weitere Chancen:
Transparenz für Kunden, die einen neuen Zugang zum Ersatzteilgeschäft oder verwandten Dienstleistungen (z. B. Reparaturservice) gewährt.
Positive Wahrnehmung des Unternehmens in Bezug auf Nachhaltigkeit.
Zusätzliche Kaufargumente im Rahmen der Entscheidungsfindung.
Förderung der Nachhaltigkeit in Produktentwicklung, Einkauf und Produktion.
Verlängerung der Lebensdauer und Verbesserung der Recyclingfähigkeit der Produkte.
Vorbereitung auf regulatorische Anforderungen und Audits oder Zertifizierungen.
Wettbewerbsvorteile gegenüber dem Mitbewerb.
Ein zusätzlicher Vertriebskanal (z. B. Ersatzteile, Zubehör).
7 Handlungsfelder
Im Rahmen der Realisierung des Digitalen Produktpasses müssen verschiedene Herausforderungen gelöst werden. Daraus ergeben sich folgende Handlungsfelder:
Strategie: Unternehmen können den Digitalen Produktpass unterschiedlich strategisch positionieren. Von der einfachen Pflichterfüllung bis zu einer strategischen Nutzung im Rahmen von Nachhaltigkeitsinitiativen oder Kombination mit neuen Dienstleistungen ist vieles denkbar. Eine strategische Positionierung des Themas schafft Klarheit für alle Beteiligten.
Verständnis der Zielgruppen: Es gibt verschiedene Zielgruppen, die Anforderungen an den Digitalen Produktpass stellen, z. B. Politik, Verbraucher (B2C), Kunden im mehrstufigen Vertrieb (B2B), Recycler / Wertstoffbetriebe oder Technischer Service / Reparatur. Die Bedürfnisse der Zielgruppen müssen verstanden und beachtet werden.
Datenmodellierung: Der Digitale Produktpass soll ein konkretes Produkt digital repräsentieren. Im Einzelfall ist zu entscheiden, ob eine SKU als Basis ausreicht oder ob es den tatsächlichen digitalen Zwilling des einzelnen produzierten Produkts (Digital Instance Twin) benötigt. Dieser grundlegenden Entscheidung folgt das konkrete Datenmodell, das als Grundlage für den Produktpass dient.
Zugriff & Customer Experience: Der Zugriff auf den Digitalen Produktpass muss vom Produkt aus möglich sein, z. B. via QR-Code oder RFID-Technologie, da sie einen breiten Zugang ermöglichen. Dies hat Implikationen auf die Fertigungsprozesse und Datengenerierung, aber auch auf die Customer Experience am Zugriffs-Device.
Datenverfügbarkeit: Die Verfügbarkeit der benötigten Daten über den Lebenszyklus des Produktes hinweg muss gewährleistet sein. Hierzu braucht es eine Vielzahl von Datenpunkten, die im Produktentwicklungsprozess (und teilweise auch während der Produktnutzungsphase) generiert und persistent vorgehalten werden müssen. Die Daten liegen in unterschiedlichen Systemen vor (z. B. ERP, PDM, MDM, PIM), die angebunden werden müssen. Oftmals sind relevante Daten auch noch nicht verfügbar.
Organisation & Prozesse: Der Digitale Produktpass ist ein neuer Kanal, der eine klare Verantwortung im Unternehmen haben muss. Zudem müssen verschiedene Prozesse im Unternehmen eingeführt oder angepasst werden, um die Datengenerierung und Produktentwicklung optimal zu gewährleisten.
Kommunikation & Change Management: Sowohl die Kommunikation innerhalb des Unternehmens während der Einführung als auch die Kommunikation an die Öffentlichkeit spielen eine Rolle im Rahmen der Einführung des Digitalen Produktpasses.
Setzen Sie den Digitalen Produktpass gemeinsam mit uns um
Gern helfen wir Ihnen bei der Umsetzung des Digitalen Produktpasses in Ihrem Unternehmen. Unser neu gegründetes Lab zum Thema bietet Zugriff auf Experten und Expertinnen in den Bereichen Consulting, IT, Design, Strategie und Datenmanagement.
Wir begleiten und unterstützen Sie gern!
Von der ersten Idee bis zum fertigen digitalen Produkt. Gern laden wir Gestalter und Entscheider aus unterschiedlichen Unternehmen dazu ein, das Thema partnerschaftlich, lösungsorientiert und praxisnah zu entwickeln. Wir freuen uns auf Sie!